Ein glanzvoller „Lohengrin“: Klaus Florian Vogt ist Bayreuths Held
Bayreuth (dpa) - Nein, dieser „Lohengrin“ lässt niemanden kalt. Das gilt für die komplette Oper, aber das gilt besonders für den Sänger der Titelpartie: Klaus Florian Vogt ist am Freitagabend vom Bayreuther Festspielpublikum frenetisch gefeiert worden.
Immer wieder brandet Applaus auf, viele Zuhörer hält es nicht auf ihren Sitzen, als Vogt vor den Vorhang tritt. Zum Ende des Premierenreigens ist die packendste Inszenierung zu sehen, die Bayreuth derzeit zu bieten hat. Das liegt vor allem an Vogt, aber auch an den meisten anderen Sängern. Und das liegt auch an der Regie von Hans Neuenfels.
Das Konzept, die „Lohengrin“-Handlung in kühler Laboratmosphäre anzusiedeln, geht auf: Es ist eine Versuchsanordnung über Liebe, Hass, Neid, Vertrauen, Verrat und die Suche nach Identität. In der aseptischen Umgebung sind alleine die Sänger für die Emotionen verantwortlich - und sie machen ihre Sache hervorragend. Nichts wirkt überfrachtet, die Handlung entwickelt sich stringent dem Showdown entgegen. Da ist kein Firlefanz, da gibt es keine abgedrehten Ideen. Die Bilder passen zur Musik und zur Handlung. Das ist die Stärke dieser Produktion, die seit 2010 zum Bayreuth-Programm gehört.
Vogt ist ein mitreißender und trotzdem geheimnisvoller Lohengrin, der liebt, aber den Verrat fürchtet. Jedes Wort ist verständlich, die Gralserzählung gegen Ende ist noch einmal ein Höhepunkt des Abends. Petra Lang ist eine furiose Ortrun als Gegenspielerin der Elsa von Brabant. Leider verblasst Annette Dasch als Elsa daneben. Darstellerisch ist ihre Leistung grandios, Vogt und sie sind das perfekte Bayreuther Traumpaar. Aber gerade anfangs hat sie Schwierigkeiten.
Für Lacher im Publikum sorgt immer wieder der Chor - Neuenfels hat die Sänger in übergroße Rattenkostüme stecken lassen. Vor ein paar Jahren hat das die Gäste noch befremdet, inzwischen haben sie die umhertapsenden Tierchen liebgewonnen. Und die Idee, die fast martialischen „Heil“-Rufe mit dieser Kostümierung ironisierend zu brechen, geht voll auf. Wie immer ist der Chor (Einstudierung: Eberhard Friedrich) glänzend aufgelegt.
Andris Nelsons als Dirigent wird ebenfalls mit viel Beifall bedacht. Seine „Lohengrin“-Interpretation ist grundsolide, ohne langweilig zu sein. Ihr fehlt jede Schwere. Hier ist alles aus einem Guss. Auch er und seine Musiker haben ihren Anteil daran, dass nach den turbulenten Tagen mit der umstrittenen Neuinszenierung der Tetralogie „Ring des Nibelungen“ die Besucher mit überwiegend zufriedenen Gesichtern das Festspielhaus verlassen.