Einigung bei Elbphilharmonie - Hochtief baut weiter
Hamburg (dpa) - Nach eineinhalb Jahren Stillstand auf der Baustelle der Elbphilharmonie kann es jetzt endlich weitergehen mit dem umstrittenen Konzerthaus:
Am Freitag einigten sich die Stadt Hamburg und der Baukonzern Hochtief endgültig auf eine gemeinsame Fortführung des Projekts. Für einen neuerlichen Nachschlag von 195 Millionen Euro übernimmt Hochtief sämtliche Risiken und soll die Elbphilharmonie gemeinsam mit den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron bis Sommer 2016 fertigstellen. Die Stadt zieht sich komplett zurück.
Die Gesamtkosten für die Elbphilharmonie, die einmal zu den weltweit besten Konzerthäusern zählen soll, liegen nun bei mindestens 575 Millionen Euro, die Eröffnung soll 2017 sein.
Auch für die zuletzt strittige Akustik des Konzertsaals übernimmt Hochtief eine Garantie, solange es sich dabei um messbare Bauleistungen handelt. „Wir haben jetzt umfangreiche Garantien bekommen, was die Qualität, was die Zeiträume betrifft, was die Preise betrifft. Es ist sicher gestellt, dass die Risiken, die in der Vergangenheit für die Stadt in dem Bauvorhaben immer wieder neu entstanden sind, jetzt nicht mehr auftreten können“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).
Auch Hochtief und die Architekten Herzog & de Meuron äußerten sich positiv. „Der neue Vertrag löst die strukturellen Probleme des Projekts. Wir übernehmen mehr Verantwortung und können uns jetzt auf unsere Arbeit konzentrieren“, sagte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter.
Die Vereinbarung soll Anfang April dem Senat und bis Ende Juni der Hamburger Bürgerschaft vorgelegt werden. Erst danach kann sie unterschrieben kann. Festgehalten ist: Es wird Zwischentermine geben, bei deren Nichteinhaltung die Stadt ein Sonderkündigungsrecht hat. Außerdem soll die Stadt 72 Millionen Euro erst zahlen, wenn die Elbphilharmonie fertig ist. Zusätzlich werden externe Gutachter die Arbeiten auf der Baustelle kontrollieren.
Die Stadt und der Baukonzern streiten sich seit Jahren um Kostenexplosionen und Zeitverzögerungen bei dem Konzerthaus. Ursprünglich sollte die Elbphilharmonie, ein Prestigeprojekt des damaligen CDU-Senats, den Steuerzahler 77 Millionen Euro kosten und 2010 fertig sein.
Zu den nun vereinbarten 575 Millionen Euro kommen aber noch zusätzliche Kosten wie Steuern und Zinsen, deren Höhe Scholz noch nicht beziffern konnte. Damit würde die Elbphilharmonie von den Kosten her das bisher größte deutsche Kulturprojekt - die Rekonstruktion des Berliner Schlosses - noch übertreffen. Für das Berliner Projekt waren bislang 590 Millionen Euro veranschlagt.
Die Linken in der Bürgerschaft gehen davon aus, dass die Gesamtkosten in Hamburg am Ende viel höher liegen werden. „Wir rechnen derzeit mit 837 Millionen Euro“, sagte die Abgeordnete Christiane Schneider.
Die Alternative zu dem neuen Vertrag wäre gewesen, Hochtief zu kündigen und die Elbphilharmonie in Eigenregie weiterzubauen - was aber ebenfalls nach Angaben des Senats 200 Millionen Euro Mehrkosten bedeutet hätte. „Die Fertigstellung der Elbphilharmonie in eigener Regie wäre demgegenüber keineswegs die billigere und einfachere Variante für die Stadt“, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dressel.
Kritik an der Vereinbarung kam von den Hamburger Grünen. „Bisher können wir nicht erkennen, dass diese Neuordnung alle Probleme löst“, sagte Fraktionschef Jens Kerstan. „Beim Bau des Konzerthauses drohen weitere Millionenkosten.“
Das gläserne Konzerthaus auf einem alten Speicher im Hamburger Hafen, mit integriertem Luxushotel und 45 Eigentumswohnungen, soll einmal zu den zehn besten Konzerthäusern der Welt gehören. Der Große Konzertsaal mit 2150 Plätzen ist nach dem Weinberg-Prinzip gebaut, mit einer Bühne in der Mitte, die von terrassenförmigen Publikumsrängen umgeben ist. Für die Akustik wurde mit dem Japaner Yasuhisa Toyota einer der besten Akustiker der Welt engagiert.