Neues Studioalbum Folkrock-Band Runrig: „Reflektieren, was uns am Herzen liegt“

Folkrocker von Runrig stellen ihr 14. und letztes Studioalbum vor. Tournee steht an.

Foto: Matt Lingie

Köln. Vor zwei Jahren feierte die schottische Folkrock-Band Runrig ihr 40-jähriges Bestehen. Jetzt veröffentlichen die Musiker mit „The Story“ ihr 14. und letztes Studioalbum. Acht Jahre haben sie sich mit den neuen Songs Zeit gelassen. Im Herbst kommt die Band auf Deutschlandtour. Am 11. November sind die Schotten in der Oberhausener Arena und einen Tag später im Kölner Palladium. Im Gespräch mit unserer Zeitung verrät Mastermind Calum Macdonald, wie es für ihn und die Bandkollegen nun weitergeht.

Was hat Sie dazu bewogen, nach mehr als vier Jahrzehnten Bandgeschichte die Arbeit im Studio mit dem neuen Album einzustellen?

Calum Macdonald: Es war einfach der perfekte Zeitpunkt, jetzt mit dem finalen Album ein Kapitel abzuschließen. Vor zwei Jahren haben wir das Jubiläum bei einem Konzert in unserer Heimat groß gefeiert und haben uns dann viel Zeit für die neuen Songs gelassen. Es sollte ein besonderer Meilenstein in unserer Geschichte werden. Uns war es wichtig, zum Finale noch einmal etwas Neues für die Fans im Angebot zu haben. Gleichzeitig stecken in diesen Songs 40 Jahre Bandgeschichte. Das hört sich ziemlich euphorisch an.

Und jetzt geht es nie wieder ins Studio?

Macdonald: Nein,weil wir realistisch sind. Das ist unsere erste neue Platte seit acht Jahren, mein Bruder Rory ist 66, ich bin 62 Jahre alt. Wir werden einfach älter, und das spüren wir auch. Ein Studioalbum ist für Runrig ein sehr großes, umfangreiches Projekt. Wir haben zu Beginn der über einjährigen Arbeit entschieden, dass wir uns das noch einmal antun, und danach nie wieder.

War die Arbeit an diesem letzten Album anders als bei den Vorgängern?

Macdonald: Mein Bruder Rory und ich haben wie immer die Songs geschrieben. Wir wollten noch mal all das reflektieren, was uns am Herzen liegt, und was Runrig einzigartig macht. Es ist die Liebe zu den Highlands mit ihren Mythen und der schönen Natur. Und es ist die Liebe zur gälischen Sprache, die uns ein Leben lang geprägt hat. Es gibt viele Storys auf dem Album, die meisten davon handeln von uns als Band selbst und haben eine eher nachdenkliche Note. Wir wussten, dass dieses Projekt etwas Besonderes ist.

Was war das Besondere bei der Produktion?

Macdonald: Zu den Highlights gehörte auf jeden Fall, das Album im Prag gemeinsam mit dem 32-köpfigen Prague Philharmonic Orchestra aufzunehmen. Das war eine tolle Erfahrung. Damit konnten wir sehr gut die Gefühle transportieren, die in den Songs stecken.

Stimmt es Sie traurig, jetzt so einen finalen Meilenstein zu setzen?

Macdonald: Nein ganz im Gegenteil, wir freuen uns. Und das letzte Studioalbum bedeutet nicht, dass wir uns trennen und nie mehr gemeinsam Musik machen. Jetzt gehen wir zunächst auf Tour, und was in den kommenden Jahren kommt, kann heute noch niemand sagen. Einfach als Rentner die Beine hochlegen und keine Musik mehr machen, das will keiner von uns.

Welche Träume haben Sie nach 40 Jahren?

Macdonald: Es gibt immer noch besondere Orte in der Natur, an denen wir in unserer schottischen Heimat gerne einmal ein Open Air machen wollten. Ich würde auch selbst noch einmal gerne zum Kölner Tanzbrunnen oder zur Loreley zurückkehren, dort gab es für uns immer ganz besondere Konzerte.

Was waren für sie die größten Veränderungen im Laufe der Bandgeschichte?

Macdonald: Als wir angefangen haben, war es noch normal, für die Musik die man hört, auch Geld zu bezahlen. Das halte ich bis heute noch so. Aber es gibt immer mehr Menschen, die scheinbar nicht mehr dazu bereit sind, die sich kostenlos und illegal die Songs aus dem Netz holen. Das macht einen als Musiker schon sehr nachdenklich.

Was war das Geheimnis Ihres langen Erfolgs?

Macdonald: Das ist selbst schwer zu sagen. Dafür gesorgt hat aber auf jeden Fall die Loyalität unserer Fans, die immer fest zu uns gehalten haben. Das gilt insbesondere für die deutschen Anhänger, die sich wirklich für Musik interessieren, und die auch immer offen für gälische Songs waren.