Gefeierte Rheingold-Premiere in Leipzig

Leipzig (dpa) - Die drei Rheintöchter bewachen den Goldschatz auf dem Grund des Rheins und sind dabei sehr sexy. Kurze Höschen und Miniröckchen, schulterfreies Mieder. Sie machen dem Zwerg Alberich schwer zu schaffen, wenn sie ihm mit lasziven Gesten Verführung vorgaukeln.

In der Leipziger Inszenierung der Wagner-Oper „Das Rheingold“ unterstreicht die britische Regisseurin Rosamund Gilmore die menschlichen Züge der Fabelwesen und Götter. Hinter der mythischen Fassade steckt eine blasierte marode Gesellschaft mit allzu menschlichen Eigenschaften - Liebe, Hass, Neid, Machthunger.
Etwa, wenn Wotans Gemahlin mit damenhafter Frisur und elegantem Kleid am Tisch sitzt und Papiere durchsieht, könnte sie ebenso gut die Managerin eines Konzerns sein.

Das Publikum im ausverkauften Leipziger Opernhaus fand am Samstagabend offensichtlich Gefallen an der Inszenierung und feierte die Premiere mit minutenlangem Beifall und Bravo-Rufen. Das Bühnenbild schuf Carl Friedrich Oberle. Das Gewandhausorchester spielte unter Leitung von Generalmusikdirektor Ulf Schirmer.

Die 1869 uraufgeführte Oper „Das Rheingold“ ist der Vorabend zum folgenden dreiteiligen Bühnenfestspiel, „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“. Von diesen drei Opern soll eine pro Jahr in Leipzig inszeniert werden. 2016 wird dann erstmals der gesamte Zyklus aufgeführt. Auch diese drei Opern soll das Team Gilmore und Oberle auf die Bühne bringen. „Das Rheingold“ stimmt auf die folgenden Musikdramen ein. Es werden die Themen behandelt, die in den drei Werken die Schicksale von Göttern und Menschen bestimmen. Alles dreht sich um Liebe und Macht und um den Besitz eines aus dem Rheingold geschmiedeten Ringes.

Das Opernhaus in der Geburtsstadt des Komponisten Richard Wagner nimmt den Ring-Zyklus im Jubiläumsjahr zum 200. Geburtstag des Maestro in Angriff. Zwar finden sich auf dem Spielplan mehrere Wagner-Werke, aber es ist 40 Jahre her, dass in Leipzig eine szenische „Ring“-Aufführung zu sehen war. 1973 hatte Joachim Herz die Tetralogie inszeniert. Die Inszenierung gilt als legendär.

Wagners Geburtsstadt war 1878 die erste Stadt, in der ein szenischer „Ring“ außerhalb Bayreuths aufgeführt wurde. Wagner soll telegrafiert haben: „Heil Leipzig, meine Vaterstadt, die eine so kühne Theaterdirektion hat.“ Die Stadt feiert den Komponisten in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen. Die Oper steuert etliche Wagner-Aufführungen bei, darunter mit „Die Feen“, „Rienzi“ und „Das Liebesverbot“ drei selten gespielte Frühwerke.