Giuseppe Verdis 200. Geburtstag: Der Evolutionär der Oper
Vor 200 Jahren wurde der italienische Komponist Giuseppe Verdi geboren.
Düsseldorf. Er durchlebte das gesamte 19. Jahrhundert, der italienische Opern-Komponist Giuseppe Verdi. Zum Zeitpunkt seiner Geburt, dem 9. Oktober 1813, war der Klassiker Ludwig van Beethoven 43 Jahre alt und komponierte seine 7. Symphonie — vom Zeitalter der Romantik war noch wenig zu spüren. Als Verdi im Alter von 87 am 27. Januar 1901 stirbt, befindet sich die Romantik bereits in ihrer Spätphase. Den deutschen Altersgenossen und Antipoden Richard Wagner (1813-1883), Revolutionär des Musiktheaters, überlebt der Norditaliener um zwei Dekaden.
Der Kinematograf war mittlerweile erfunden, so dass von Verdis Trauerzug sogar ein kurzer Film existiert, durch den die Bestattung einer gewaltigen musikalischen Ära wie zum Greifen nah erscheint. Verdi hat das Musiktheater zwar nicht, wie Wagner, neu erfunden, doch er führte die italienische Oper, ausgehend von der Tradition des Belcantos, zu ihrem Gipfelpunkt. Verdi ist der große Evolutionär seines Metiers. Die berühmten Vorgänger Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini hatten noch Opern komponiert, deren Handlungen sich einer möglichst melodiösen Musik unterordneten, bei der die Sänger mit schönen Stimmen, hohen Tönen und brillanter Koloraturtechnik glänzen konnten. Verdi brach keineswegs mit dieser Kunst, knüpfte vielmehr daran an, entwickelte die Gattung aber weiter und verstärkte Dramatik und musikalischen Ausdruck.
Mit der 1853 uraufgeführten „La Traviata“, nach der „Kameliendame“ von Alexandre Dumas, gelang ihm ein Entwicklungssprung. In keiner seiner zuvor entstandenen Opern ist die Musik mit den Situationen der Handlung wie Feierstimmung, Verzweiflung und Todesahnung so fein verwoben wie in dieser Literatur-Adaption. Bis heute gehört das beschwingt startende und melancholisch endende Stück über die an der Gesellschaft scheiternde Liebe zwischen Kurtisane und Großbürgersohn zu den großen Kassen-Magneten.
Auf „La Traviata“ folgen weitere Welterfolge: allen voran die Schiller-Oper „Don Carlos“ (1867) das Arenen füllende Pharaonen-Spektakel „Aida“ (1871) und die Shakespeare-Tragödie über den eifersüchtigen Mohr von Venedig „Otello“ (1887). Insbesondere dieses Eifersuchtsdrama, das mit der musikalischen Darstellung eines Meeressturms beginnt, verrät Verdi durch das Zulassen von Illustrationsmusik als heimlichen Verehrer seines zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen Gegenspielers Richard Wagner. Doch bis zuletzt blieb Verdi der größte Melodiker des Musiktheaters.