Hamburg-Musical mit Songs von Albers bis Lindenberg
Hamburg (dpa) - Hamburg hat ein neues Musical: Die „Linie S1“ mit Songs von Hans Albers über Tocotronic bis Udo Lindenberg feierte am Sonntagabend eine umjubelte Premiere im St.-Pauli-Theater auf der Reeperbahn.
Die musikalische Reise entlang der S-Bahnlinie S1 zeigt die unterschiedlichen Milieus der Stadt und die Menschen, die dort leben - von Obdachlosen bis zu reichen Kaufleuten, von Kiez-Originalen und Menschen, die ihr Glück suchen.
Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zwischen dem Barmbeker Jung mit spanischen Wurzeln, Miguel (Luk Pfaff), und Luna, einem Mädchen aus gutem Blankeneser Haus (Anneke Schwabe).
Neben den beiden Hauptdarstellern sorgen neun weitere Schauspieler und vier Tänzer in rund 70 verschiedenen Rollen für viel Abwechslung und Unterhaltung. Regie führte Intendant Ulrich Waller, der auch das Buch mit Markus Busch schrieb. Eine sechsköpfige Band präsentierte die Songs von Hamburger Musikern, neu arrangiert von Matthias Stötzel.
Mit einfachen Mitteln erzeugen Waller und sein Team unterschiedliche Situationen und Stimmungen: ein Video aus dem Cockpit der S-Bahn im Hintergrund, davor ein paar S-Bahnstuhlreihen - und schon ist man unterwegs nach Blankenese. Das Rathaus und die Alsterfontäne, davor eine Holzbank - und schon am Jungfernstieg.
Egal, ob sogenannter Penner oder sogenannte Trophy-Wife, St.-Pauli-Fan oder Senator, jeder bekommt sein Fett weg und die Zuschauer amüsieren sich köstlich über den St.-Pauli-Fan, der nicht weiß, dass Uwe Seeler beim HSV gespielt hat. Natürlich dürfen auch Seitenhiebe auf Berlin („Wer hat die Currywurst erfunden?“) und die „Ruine Elbphilharmonie“ nicht fehlen.
Doch das Beste ist die Musik: Sei es Udo Lindenbergs „Reeperbahn“ oder die St.-Pauli-Hymne „You'll Never Walk Alone“ von Gerry & The Pacemakers, Samy Deluxes „Hamburg“ oder Kettcar mit „Landungsbrücken raus“. Marius Müller-Westernhagen, der früher mal mit Otto und Udo Lindenberg in einer WG lebte, ist mit „Lady“ dabei und Herbert Grönemeyer - obwohl ohne Hamburg-Bezug - mit „Luxus“.
Ein Hauch Nostalgie und Hafenromantik kommt auf, wenn Peter Franke stilecht mit Akkordeon „Zwischen Hamburg und Haiti“ von Hans Albers anstimmt oder das unverwüstliche „La Paloma“, das „der blonde Hans“ im Film „Große Freiheit Nr. 7“ überall in Deutschland bekannt machte.
Die Liebesgeschichte zwischen Miguel, der wie Lotto King Karl aus Barmbek stammt und stolz auf seine Herkunft ist, und der verwöhnten Luna, die nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, hält die Story zusammen: Nach einem kurzen Kennenlernen in der S-Bahn verlieren sich die beiden aus den Augen, ab und zu kreuzen sich ihre Wege wieder, bis dem Happy End an den Landungsbrücken nichts mehr im Wege steht.
Die beiden Hauptdarsteller Anneke Schwabe und Luk Pfaff überzeugen sowohl stimmlich als auch schauspielerisch, aber auch die anderen Darsteller sind stimmig, allen voran Peter Franke und Georg Meyer-Goll als Penner, Martin Wolf als Olivia Jones und Anne Weber als Wirtin, die mit einer Hildegard Knef über das Leben philosophiert.