Heiner Goebbels startet Ruhrtriennale mit Experimenten

Essen (dpa) - Spektakuläre Opern und viel Tanz, Mut zum Experiment und kaum Stücke aus dem traditionellen Repertoire - so will Heiner Goebbels die Ruhrtriennale in diesem und den nächsten beiden Jahren prägen.

Der 59-Jährige aus Frankfurt stellte am Montag in Essen das erste Programm seiner dreijährigen Intendanz für die Ruhrtriennale (17. August bis 30. September 2012) vor. Das Festival mit einem Etat von rund 13 Millionen Euro pro Jahr zählt europaweit zu den bedeutenden - auch wegen der gewaltigen Industriehallen wie etwa der 170 langen Kraftzentrale in einem ehemaligen Duisburger Stahlwerk, die sich hervorragend für moderne Kunst eignen.

Goebbels, der Ende März den mit 330 000 Euro dotierten Ibsen-Preis bekommen hatte, verspricht viel Experimentelles und Stücke, die sonst aus allen Repertoires herausfallen - so wie seine Eröffnungsinszenierung, die bisher kaum gespielte Oper „Europeras 1 & 2“ des Musik-Erneuerers John Cage. Das Stück besteht aus 64 Arien verschiedener Komponisten der Operntradition, die nach dem Zufallsprinzip neu montiert und zum Teil gleichzeitig gesungen werden. Dazu gibt es 32 Bühnenbilder, die im schnellen Takt wechseln. „Einer der genialsten und radikalsten Opernentwürfe in Europa“, nennt er das Stück.

Das bisher ungesehene Bild, den bisher ungehörten Klang will Goebbels auf die Bühne bringen. Diesem Anspruch folgt auch die zweite große Operninszenierung „Prometheus“ von Carl Orff in der Regie des samoanischen Choreografen Lemi Ponifasio - eine ungewöhnliche Oper aus den späten 1960er Jahren mit 20 Schlagzeugern im Orchester und viel Sprechtext.

Die flämische Ballettmeisterin Anne Teresa de Keersmaeker bringt ein Doppeltanzstück zu spätmittelalterlicher Musik in die verglaste Bochumer Jahrhunderthalle: Teil eins abends um sieben, Teil zwei nach einer kurzen Nacht morgens um fünf. Während der ersten zehn Festivaltage gibt es eine Performance-Ausstellung im Essener Museum Folkwang mit Körper-Skulpturen von zwölf internationalen Künstlern.

Außerdem arbeiten Laienmusiker und Schauspieler aus der Region in vielen Produktionen mit. Bei der Installation „Pulse Park“ können Zuschauer ihren Puls nach dem Kunstgenuss messen und in eine Lichtinstallation vor der Jahrhunderthalle umwandeln lassen.

Die Entscheidung für die Ruhrtriennale sei gefallen, „weil das kein Repräsentationsfestival ist und ich auch keine Krawatte tragen muss“, sagte der Komponist.