James Morrison: „Traurig sein hilft beim Songschreiben“

Mehr als Gute-Laune-Sound: Jungstar James Morrison begeistert seine Fans in der Kölner Live Music Hall mit seinen Soulsongs.

Köln. Seine Stimme klingt so kantig und rau, dass man sich erst auf den zweiten Blick versichern muss, dass es wirklich der junge Typ mit dem Wuschelhaar ist, der hier den Soul zelebriert. Völlig unbeschwert greift James Morrison in die Saiten seiner Akustikgitarre und gewinnt mit dem groovig nach vorne gespielten "Under The Influence" auf Anhieb sein Publikum in der seit Wochen ausverkauften Live Music Hall.

Doch der 21-Jährige beherrscht weit mehr als diesen Gute-Laune-Sound. Besonders bei den etwas ruhigeren Balladen wie "You Give Me Something" kommt seine Stimme voll zum Tragen, und man fühlt sich zeitweise an Morrisons großes Vorbild Stevie Wonder erinnert. Mit viel Gefühl erzählt der Engländer dann bei "This Boy" von seiner Kindheit, in der er oft nicht viel zu lachen hatte. Trotzdem vermittelt dieser sympathische Kerl auf der Bühne so unendlich viel Optimismus, dass er sich bei seinem Publikum erkundigen muss, ob es wirklich dafür bereit ist. "Seid ihr nicht depressiv?. Es ist Januar, Weihnachten ist vorbei."

Für Depressionen hat der Jungstar keinen Grund. Fast drei Millionen Mal verkaufte sich sein Album "Undiscovered" weltweit, und vor dem Konzert überraschte ihn MTV-Moderatorin Mirjam Weichselbraun auch noch mit Gold für 100 000 in Deutschland verkaufte CDs.

Wir sprachen mir ihm vor der Show:

Frage: Sie hatten eine Kindheit, die nicht immer ganz leicht war. Wie hat das Ihre Musik geprägt?

Morrison: Sehr! Ich denke es ist wichtig, auch mal eine schlechte Zeit erlebt zu haben, wenn man Musik macht und Songs schreibt. Die Arbeit an den Stücken hat mir auch die Möglichkeit gegeben, mich mit meiner eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen und sie zu verarbeiten.

"Als mein Job in der Autowaschanlage gekündigt wurde, stand ich am Tiefpunkt meines Lebens."

Frage: Was ist leichter: Songs zu schreiben, wenn man traurig ist oder wenn man sich gut fühlt?

Morrison: Ich denke traurig zu sein, hilft eher beim Songschreiben. Schmerz und Trauer sind stärkere Gefühle als Freude. Das weiß ich, denn in meinem Leben habe ich schon viel Trauer erlebt, daher kommen viele meiner Emotionen beim Singen.