Johannes Oerding: Geschichten und Gefühle
Hamburg (dpa) - Aus ihrer Beziehung machen Ina Müller und Johannes Oerding kein Geheimnis mehr. Auch als Musiker arbeiten die TV-Moderatorin (49) und der Sänger (33) - mal mehr, mal weniger - an den Songs des jeweils anderen mit.
Und gelegentlich besuchen sie einander auf Tourneen und stehen gemeinsam auf der Bühne. „Aber auch wenn es vielleicht naheliegt und wir auch schon auf Konzerten zusammen gesungen haben: ein Duett-Album planen wir nicht“, sagt Oerding. „Eine Cindy-und-Bert-Platte ist nicht unser Ding“, stellt er noch einmal klar. Das musikalische Powerpaar aus Hamburg setzt beruflich weiter auf Solo-Projekte. Jetzt ist wieder er dran.
2013 hatte der Sänger und Songwriter mit „Für immer ab jetzt“ sein drittes Album vorgelegt, noch im selben Jahr holte er beim Bundesvision Song Contest für Hamburg den zweiten Platz, wenige Wochen später brachte seine Partnerin ihr Album „48“ raus. Alle zwei Jahre veröffentlicht Oerding eine neue Studioplatte - die dritte landete auf Anhieb weit oben in den Charts. Entsprechend hoch sind seine Erwartungen. „Der Druck ist natürlich größer, aber den meisten Druck mache ich mir selbst. Ich will mich ja immer verbessern, und beim letzten Mal ging es eben direkt von Null auf Vier.“
Seine erste Auskoppelung „Alles brennt“ geht mit 700 Mann starker Chorpower im Refrain und Zeilen wie „Alles brennt, alles geht in Flammen auf, alles was bleibt, sind Asche und Rauch“ direkt ins Ohr. „Alles brennt“ ist auch der Titel des Albums, mit dem Oerding sich treu bleibt: „Der rote Faden bei mir ist, dass es keinen roten Faden gibt. Ich schreibe nie ein Konzeptalbum, sondern versuche, jeden Song einzeln für sich zu sehen“, sagt er. „Ed Sheeran und Bruno Mars etwa sind Künstler, denen ein Konzept völlig egal ist. Wenn die Soul machen wollen, machen sie das. Oder eine Hip-Hop-Nummer, eine kleine Ballade oder einen ganz pompösen Song.“
Das sei auch sein Gefühl von Freiheit. „Wenn man diese Facetten in sich hat, soll man sie auch zeigen“, meint er und zeigt mit zwölf Titeln eine vielseitige Mischung eingängiger Songs. Poppig, rockig, gefühlvoll. „Mittlerweile ist erst der Inhalt da, dann die Musik. Mir ist wichtiger geworden ist, was ich sage“, erklärt er. Anders als am Anfang. „Da habe ich dann auch mal Fünfe gerade sein lassen, wenn ein Reim nicht ganz sinnig war, ich mich wiederholt oder Füllsätze benutzt habe.“
Auf „Alles brennt“ geht es um Geschichten und Gefühle - bis zur Angst vor Kontrollverlust im Flugzeug („Turbulenzen“). „Wenn jemand anderes über mein Geschick bestimmt, beunruhigt mich das - ob das ein Pilot ist oder wenn ich als Beifahrer im Auto sitze“, erzählt er. Der gebürtige Münsteraner singt über „Heimat“ und darüber, dass er sich nicht verbiegen lasse („So oder gar nicht“). Persönliches bis hin zum Persönlichsten wie in „Zweites Gesicht“: „Der Text sprudelte geradezu aus mir heraus, weil er eins zu eins meine Story ist. Das ist schon ein sehr intimer Song und sicherlich mein biografischstes Lied“, beschreibt er die Zeilen über den Johannes, den nur engste Vertraute kennen.
„Nie wieder Alkohol“ singt er - und erklärt: „Ich kann auch sehr gut und gerne feiern und übertreibe es mit Sicherheit auch mal. Solche Abende, an denen man mal ein Getränk zu viel genommen hat, kenne ich auch.“ Eigentlich seien das die besten Abende. „Und man hat ja immer nette Menschen um sich herum, die dafür sorgen, dass man das richtige Taxi nimmt und an der richtigen Klingel klingelt.“ Auch die von Freundin Ina dürfte dazu gehören - mit ihr zusammen hat er den Song geschrieben.
Noch immer lebt das Paar in getrennten Wohnungen. „Die wollen wir auf jeden Fall behalten“, sagt Oerding. „Wir sind beide nicht die Typen, die ständig aufeinander rumhocken müssen. Und wenn etwas seit sechs Jahren so gut funktioniert, warum sollte man es dann ändern?“ Anders als früher reden sie jetzt über ihre Beziehung. „Es ist ja auch ein schönes Thema. Und es war schon schwer genug in den ersten Jahren, als wir unsere Beziehung erst einmal geheim gehalten haben“, sagt Oerding. „Aber wir mussten auch erst einmal lernen, damit in der Öffentlichkeit umzugehen.“