Konzertkritik: Forza, Eros!
Der italienische Superstar braucht bei seinem Gastspiel in der längst nicht ausverkauften Arena Oberhausen eine gewisse Anlaufzeit, um schließlich doch gefeiert zu werden.
Oberhausen. Eros muss kämpfen. Ja, richtig ackern muss Ramazzotti sogar. Es ist das Ruhrgebiet. Und die Arena Oberhausen ist beim Gastspiel des italienischen Superstars am Montagabend beileibe nicht ausverkauft. Da Stimmung zu machen, das gelingt nicht jedem. Ramazzotti (49) zieht sie aber alle auf seine Seite. Und im Finale steht die Halle Kopf. "Danke, Ober'ausen. Grazie!", winkt er ins Rund.
Es hat was von einem Fußballmatch. Solide, aber nicht von überbordender Spielfreude gekennzeichnet, startet Ramazzotti in einer futuristischen Bühnenlandschaft. Die mobilen Elemente wirken wie ein umgekippter Setzkasten, der sich nach und nach erhebt und immer häufiger Projektionsfläche für wirklich ambitionierte Videoeinspielungen dient. Vielleicht ist es der Druck des Gewinnen müssens, der auf ihm und seiner tollen Band (großartig: Saxophonist Pete Fletcher!) lastet. Und so dauert es gut bis kurz vor der Halbzeit, dass eine erste Kombination stürmisch gefeiert wird: "Terra promessa", "Una storia importante" und "Adesso tu" - ein Hattrick der Hits, die bis dahin Mangelware waren.
Ramazzotti, diesmal häufig an der Gitarre, setzt zunächst auf sein neues Album "Noi" - ein schönes, aber kein nachhaltiges Stück Pop aus dem "Stiefel".
Das ändert sich nach dem "Wechsel". Ramazzotti spürt, dass er das Publikum erreicht hat und legt nach. Bei "L'Aurora" strahlen tausende Augenpaare (50.). Zwischen der 65. Minute ("Dove c'e musica") und 79. Minute ("Cose della vita") macht der bekennende Juve-Fan alles klar. Das Publikum kuschelt angesichts verspielter Zartheit bei den Balladen und johlt die zeitlosen Up tempo-Hits mit. Den Höhepunkt schenkt er pünkltich zum Abpfiff der regulären Spielzeit: "Musica è"! Das ist epochal. Das ist sinfonisch. Das is prachtvoll. Das ist Eros pur.
Die Nachspielzeit wird zum Schaulaufen. Nach einer Stunde und 50 Minuten verklingt der letzte Ton von "Più bella cosa". Und Tausende lächeln, wippen, klatschen und gehen gut gelaunt nach Hause. Was will man mehr.