Konzertveranstalter Fritz Rau mit 83 Jahren gestorben

Kronberg (dpa) - Der legendäre Konzertveranstalter Fritz Rau ist tot. Er starb am Montag mit 83 Jahren in Kronberg bei Frankfurt, wie seine Tochter der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag bestätigte.

Rau holte jahrzehntelang die bedeutendsten Musikgrößen nach Deutschland, erfand neue Formate und veranstaltete die ersten großen Open-Air-Konzerte der Republik. Er galt neben Marek Lieberberg als bedeutendster Tour-Manager des Landes. Ursprünglich wollte der gebürtige Pforzheimer Anwalt werden. In den 50er Jahren begann er, zunächst in Heidelberg, Jazzkonzerte zu veranstalten. Er lud Miles Davis ein, Ella Fitzgerald oder Dave Brubeck. In Frankfurt/Main wurde er in den 60er Jahren Partner von Horst Lippmann. Zu den Größen des Jazz kamen nun die Heroen des Rock und Pop.

Rau brachte die Rolling Stones, Jimi Hendrix, Madonna, Eric Clapton und Bob Dylan nach Deutschland und promotete viele deutsche Stars wie Udo Lindenberg oder Peter Maffay. 2004 zog er sich aus dem aktiven Geschäft zurück und schrieb ein Buch über sein aufregendes Leben mit den Stars („50 Jahre Backstage“).

Seinen 80. Geburtstag feierte er mit 2500 Gästen und vielen prominenten Gratulanten aus der „Fritz Rau-Familie“ in der Frankfurter Alten Oper. Wolfgang Sandner, der Laudator des Abends, würdigte die besondere Menschlichkeit Raus im „Haifischbecken“ des Showgeschäfts: „Er ist nie selbst ein Haifisch gewesen. Aber er war so clever wie ein Haifisch.“

Mit bewegenden Worten reagierte am Dienstag Rockmusiker Udo Lindenberg (67). „Ein letztes Ahoi, mein Abenteurer-Freund und großer Bruder Fritz Rau. Du warst immer schon ein Pionier - jetzt reist du schon mal vor, irgendwann folg ich dir...“, schrieb Lindenberg in Anlehnung an seinen Songtext „Stark wie Zwei“. „Brian Jones, Janis Joplin, Jimi Hendrix, Amy (Winehouse), Kurt (Cobain) und Michael (Jackson). Mach die Bühnen klar, Fritze, da oben - hinter den Sternen - the show goes on“.

Konzertveranstalter Lieberberg nannte Rau eine „charismatische Veranstalter-Persönlichkeit“. „In den späten 60er, den 70er und bis in die 80er Jahre hinein hat er eine überragende Rolle gespielt.“ Er habe erst im Jazz, später in Rock, Pop und Soul wesentliche Strömungen erstmals präsentiert und zudem als einer der Ersten die Bedeutung der Promotion erkannt.

„Mit dem Tod von Fritz Rau verliert die Musikwelt den Urvater der Unterhaltungsmusik“, sagte Michael Russ, Präsident des Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen. Rau sei eine Persönlichkeit gewesen, „die die gesamte Branche über Jahrzehnte geprägt, ja geformt hat“.

Zwei Faktoren habe er seinen Erfolg zu verdanken, glaubt Georg Stein, in dessen Verlag (Palmyra) Raus Autobiografie erschien: „Zum einen hat er die Musik über alle Maßen geliebt.“ Zum anderen habe er von seiner juristische Ausbildung profitiert. „Er war ein sehr komplexer Mensch: kantig, sperrig, humorvoll, auch cholerisch. Sein Spitzname war Ayatollah Choleri.“ Rau hinterlässt zwei erwachsene Kinder.