Kraftwerk kommt nach Hause
Die legendäre Elektro-Popband präsentiert im Januar an acht Abenden ihr Gesamtwerk in der Kunstsammlung NRW.
Düsseldorf. Die weltweit als Pionierin der elektronischen Musik gefeierte Gruppe Kraftwerk tritt erstmals seit 22 Jahren in ihrer Heimatstadt Düsseldorf auf. Im Januar führt die legendäre Gruppe, 1970 von Ralf Hütter und Florian Schneider gegründet, mit acht Konzerten an acht Abenden ihr Gesamtwerk in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen auf, wie Direktorin Marion Ackermann am Donnerstag in Düsseldorf bekanntgab.
Im April war die Konzertreihe im New Yorker Museum of Modern Art (MoMa) uraufgeführt worden. Die Karten dafür waren innerhalb von Minuten ausverkauft.
Das chronologische Klangkunst-Spektakel startet am 11. Januar mit dem Album „Autobahn“ von 1974 und endet am 20. Januar mit „Tour de France“ (2003). Die Retrospektive wird mit 3D-Projektionen visuell zum Gesamtkunstwerk.
Marion Ackermann sagte, wichtige Wurzeln von Kraftwerk lägen in der aufbrechenden Düsseldorfer Kunstszene der 60er Jahre, „wo die Grenzen der Kunstgattungen gesprengt worden sind“. Bezüge zu Künstlern der europäischen Avantgarde, zum Konstruktivismus und Minimalismus, seien unübersehbar.
Von der Urbesetzung aus dem Gründungsjahr 1970 ist nur noch Ralf Hütter dabei. Mit den vier nahezu regungslosen Gestalten vor vier Keyboards und dem Album „Autobahn“ schrieb deutsche Popmusik 1973 weltweit Musikgeschichte.
„Diese Gruppe war extrem einflussreich; für die Musikszene, aber auch für die Kunst“, schwärmte MoMa-Chefkurator Klaus Biesenbach.
Die Düsseldorfer Avantgarde-Musiker gelten als Begründer der elektronischen Musik. Ihr minimalistischer Synthesizer-Sound war bahnbrechend und wegbereitend für Musikstile wie Elektro, Synthie-Pop und Techno.
Die schon in den 1970er Jahren von Kraftwerk zelebrierte Computerisierung der Lebenswelten und der digitalen Mensch-Maschine-Beziehungen („Die Roboter“) haben sich als visionäre Vorahnung bestätigt.
In ihrer 42-jährigen Bandgeschichte verschwanden die Musiker mehrfach für Jahre von der Bildfläche, erzählten hinterher aber, sie hätten jeden Tag im Studio gearbeitet. Im Jahr 2000 sorgten sie bei der Weltausstellung in Hannover für Wirbel, weil sie für ihren drei Sekunden-Expo-Jingle 400 000 Mark kassiert hatten.