Lary und ihre eigene Deutsche Welle

Berlin (dpa) - Ihr Name spricht sich genauso aus wie der des Google-Gründers Larry Page oder von einem der drei Stooges. „That's a guy's name!“, das sei ein Männername, muss sich die Gelsenkirchenerin Larissa Sirah Herden machmal anhören, wenn sie in New York oder Los Angeles unterwegs ist.

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Die Wahl des Künstlernamens Lary war für die Sängerin mit den langen, dünnen Rasta-Zöpfen allerdings ganz naheliegend. „Meine Mama hat mich so genannt“, erzählt die 28-Jährige. „Das war schon immer mein Spitzname.“

Larys Vater ist ein in London aufgewachsener Jamaikaner, ihre Songtexte sind allerdings auf Deutsch, so wie auch die ihres ersten Förderers: der Rapper Curse. Den Kontakt stellte eine Motorrad-Gang aus Minden her, mit der sie als Jugendliche befreundet war. „Der Chef der Crew hat Curse irgendwo getroffen und ihm gesagt: Ey, wir haben hier so'n Mädchen, die singt bei uns. Hör die dir mal an“, erzählt Lary. „Wenn die Jungs zu dir kommen und sagen, hör dir mal das Mädchen an, dann hörst du dir das Mädchen an“, sagte ihr Curse später und gestand: „Ich war dann echt froh, dass du wirklich gut warst.“

Der Rapper teilte mit Lary die Bühne und das Studio, und er stellte ihr andere Musiker vor. So schrieb sie Songs gemeinsam mit dem Soul-Sänger Chima, den sie im Kölner Studio des Reggae-Künstlers Patrice kennengelernt hatte.

Lary begann, R'n'B und Hip Hop mit anderen Genres wie Soul, Elektro und Pop zu vermischen, und nannte ihren Sound „Future Deutsche Welle“. Diesen Namen trägt auch ihr Debüt-Album, das am 12. September erscheint. Dass sie tatsächlich so etwas wie der Zukunft der deutschen Pop-Musik auf der Spur sein könnte, bestätigte sich erstmals Ende 2012. Damals verlinkte Jan Delay auf Facebook ihr in einem Keller aufgenommenes Video zu dem Song „Bedtime Blues“ mit den Worten: „Ich glaube, diese junge Dame hier wird ganz groß!!“

Wenige Monate später folgte ein weiteres Video zu dem Lied „System“, das sich schnell verbreitete und das Interesse der Plattenfirma Chimperator Productions weckte. Mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit erregte es 2013 allerdings, als sie privat mit Noah Becker gesehen wurde, dem Sohn des Ex-Tennisstars Boris Becker.

Als Model mit einem abgeschlossenen Studium der Medien- und Kulturwissenschaften weiß sie damit umzugehen, dass zunehmend auch über ihr Privatleben berichtet wird. „Ich bewege mich viel in einem Umfeld, wo es oft um total oberflächliche Dinge geht“, erzählt sie. „Das macht Spaß, das ist cool. Mir ist aber natürlich auch bewusst, dass viele Türen offen stehen, weil man jung ist, nicht kacke aussieht, coole Friends hat und dieser ganze Scheiß.“

Lary versteht es, ihre äußerlichen Reize in ihren Musik-Videos einzusetzen. Dass auch ihre Stimme überzeugen kann, will sie in den kommenden Tagen in Begleitung zweier Australier an Schlagzeug und Gitarre in ihrer Wahlheimat Berlin beweisen. Auf der Music Week tritt sie mehrmals auf und ist für den New Music Award nominiert. Ihre neue Single, „Problem“, erscheint am Freitag, das erste Album eine Woche später. Nun dürfte sich zeigen, ob Jan Delay recht hatte.