Lily Allen: Kinder müssen über Sex informiert werden

London (dpa) - Lily Allen hatte noch nie Probleme damit zu sagen, was sie denkt. Seit die 28-Jährige nach rund vierjähriger Pause wieder zurück in der Öffentlichkeit ist, hat sie unter anderem eine Diskussion um die Sexualisierung von Frauen im Musikgeschäft angestoßen.

Foto: dpa

Am 2. Mai, ihrem 29. Geburtstag, erscheint ihr neues Album „Sheezus“ mit teils provokanten Texten. Mit der Nachrichtenagentur dpa sprach sie über ihre Musik und wie ihre neue Rolle als Mutter sie beeinflusst.

Frage: Eines Ihrer Themen auf „Sheezus“ ist die Sexualisierung von Musik und Videos. Wie kann man Kinder davor schützen?

Antwort: Ich glaube nicht, dass man das wirklich kann. Wenn man sehr darauf achtet, offen und ehrlich zu sein und Kinder zu Selbstbewusstsein zu erziehen, dann können sie hoffentlich lernen, dass Sex wunderschön ist. Niemand sollte einem sagen, dass man Sex nutzen sollte, um etwas zu verkaufen. Wenn man das selber will, ist das OK - aber niemand sollte dazu gezwungen werden. Deine Sexualität gehört Dir selber. Ich glaube nicht, dass man es schafft, dass diese Bilder verschwinden. Es geht mehr um Informieren und Erziehung.

Frage: Über die Plattenfirmen auch auf Sie Druck aus, möglichst sexy Videos zu produzieren?

Antwort: Nein, mit mir machen sie das nicht. Ich werde nicht so unter Druck gesetzt, weil die Leute bei der Plattenfirma wissen, wie ich bin und wie ich auf so etwas reagieren würde. Aber ich weiß, dass es das in anderen Bereichen und bei anderen Künstlern gibt. Das gibt mir kein gutes Gefühl.

Frage: Im Song „Insincerely Yours“ singen Sie, dass sie nur fürs Geld ins Musikgeschäft zurückgekommen sind. Wie viel Wahrheit ist daran?

Antwort: Na ja, es ist ein großer Teil unseres Lebens, für jeden von uns. Ich lebe sehr gerne so, wie ich lebe. Ich schäme mich nicht, das zu sagen. Aber das war nicht meine Motivation, zurückzukommen und wieder Musik zu machen. Ich brauchte ein Medium, um zu kommunizieren. Ich saß den ganzen Tag mit zwei Babys im Haus. Es ging gar nicht so sehr darum, ein Album zu machen. Ich wollte einfach ins Studio und ein bisschen schreiben und etwas von dem, was in mir drinnen ist, nach Außen zu tragen. Ich bin nicht der Typ geduldige Mutter, der den ganzen Tag mit zwei kleinen Babys zu Hause sitzen kann. Das ist nicht gut für mich, und das ist nicht gut für sie.

Frage: Im Titelsong „Sheezus“ singen Sie über Ihre Angst, zurück ins Rampenlicht zu gehen? Hatten Sie diese wirklich?

Antwort: Ja, auf jeden Fall. Wenn man so viele Jahre weg war, dann weiß man nicht, wo man steht was die Popularität angeht. Und wir haben ja alle Angst vor dem Versagen. Die Leute könnten sagen: Geh weg. Vielleicht wollen sie meine Musik nicht hören. Es gibt vieles, vor dem man Angst haben kann.

Frage: Wie gehen Sie mit dem Druck der Öffentlichkeit um?

Antwort: Ich versuche, eine Balance zwischen dem zu schaffen, was wahr ist und was nicht. Es gibt mittlerweile so viele Medien, und sie sind alle so einfach zugänglich. Ich versuche, mich nicht selber zu googleln. Die Leute lesen die Sachen einmal und dann vergessen sie sie auch wieder.

Frage: Was inspiriert Sie zu ihren Songs?

Antwort: Eigentlich alles. Sachen, die ich auf Twitter sehe, in der Zeitung lese, in Filmen sehe oder Gespräche mit meiner Mutter, meinem Mann, meinem besten Freund. Die Banalität des Alltagslebens inspiriert mich.

Frage: Ihr Mann kommt in vielen Ihrer neuen Songs vor? Mag er das?

Antwort: Nein, mein Mann ist sehr schüchtern. Am Anfang hat ihm das überhaupt nicht gefallen. Aber wir haben dann ein Gespräch darüber geführt, und ich habe ihm erklärt, dass das eben mein Job ist. Dass die Leute mir das nicht abnehmen würden, wenn ich nicht ehrlich wäre. Ich habe zu ihm gesagt: Du bist so ein großer Teil meines Lebens, es wäre seltsam, wenn ich nicht über Dich schreiben würde. Dann war es OK.

Frage: Wie werden Sie künftig Familie und Job miteinander verbinden?

Antwort: Ich habe es noch nicht gemacht, deshalb kann ich noch nicht sagen, wie ich es unter einen Hut bringen werde. Ich weiß nur, dass ich es muss. Die Tour ist auf bestimmte Termine verteilt, so dass ich zwischendurch Tage frei habe, um Zeit mit meinen Kindern zu verbringen.

Zur Person: Die Britin Lily Allen wurde am 2. Mai 1986 als Tochter des Schauspielers Keith Allen und der Filmproduzentin Alison Owen geboren. Ihre Karriere begann über soziale Netzwerke, auf die sie ihre Songs stellte. 2006 hatte sie mit der Single „Smile“ ihren ersten großen Erfolg. Ihr Studioalbum „It's Not Me, It's You“ brachte ihr 2008 zahlreiche Preise. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern auf dem Land in der Nähe von Oxford.