Lou Reed und Metallica faszinieren mit „Lulu“
Köln (dpa) - Das Projekt „Lulu“ von Lou Reed und Metallica wird in der Musikszene heiß diskutiert - am Freitagabend konnten sich ausgewählte Fans bei einem Exklusivkonzert in Köln selbst ein Bild machen.
Lou Reeds und Metallicas Gemeinschaftsarbeit „Lulu“ polarisiert in diesem Herbst wie kein anderes Musikprojekt. Insbesondere die Fans der Heavy-Metal-Gruppe Metallica zeigten sich von dem verstörenden Werk, das von der „Lulu“-Tragödie des Dramatikers Frank Wedekind inspiriert wurde, vielfach irritiert. Von einzelnen soll es sogar, wie Lou Reed berichtete, Morddrohungen gegen den US-amerikanischen Rockstar gegeben haben.
Von dem auch seitens der Musikkritik heiß diskutierten Werk konnten sich die Fans am Freitagabend im kleinen Kreis bei einem Exklusivkonzert in den WDR-Studios in Köln-Bocklemünd selbst ein Bild machen. Wo ansonsten die „Lindenstraße“ aufgezeichnet wird, gaben Lou Reed und Metallica vor nur 400 Zuhörern ein Radio- und Onlinekonzert - und stellten sich in einer Pause den Fragen der Fans.
Die Heavy-Metal-Stars Metallica und Rocklegende Lou Reed nutzten ihre Chance, Verständnis und Hörbereitschaft für das auf den ersten Eindruck unzugängliche Werk zu wecken. Mit Offenheit und Standing Ovations wurden sie von den Fans empfangen, die trotz aufgebauter Stühle fasziniert bis zum Ende der einstündigen Show stehen blieben.
Die fünf Musiker, die sich 2009 bei einem gemeinsamen Auftritt für ein Konzert zum 25-jährigen Bestehen der Rock and Roll Hall of Fame kennenlernten, haben ein Werk geschaffen, das bewusst mit klassischen Songstrukturen bricht. Die Stücke entsprechen eher sich langsam ausbreitenden Klangteppichen, über die sich der monotone Sprechgesang Lou Reeds legt. Ein stellenweise quälendes Hörerlebnis, das live jedoch durchaus seinen Reiz entfaltete.
Dass die fünf Musiker mit „Lulu“ ein schwer verdauliches Werk geschaffen haben, ist ihnen durchaus bewusst. „Ich glaube, es ist schwer anzuhören - und so ist es auch für uns hart, diesen Stoff zu spielen“, sagte Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich.
Frank Wedekinds „Lulu“-Tragödie - bereits seit ihrer Entstehung vor rund 100 Jahren ein Skandalstoff - fasziniert die Musiker aufgrund ihrer besonderen Haltung zur Moral, wie Lou Reed erläuterte. Die Geschichte des Straßenmädchens Lulu, einer Femme fatale, die zahlreiche Beziehungen durchlebt und schließlich von Jack the Ripper getötet wird, hat aus Sicht der Musiker auch heute noch große Aktualität. „Lulu möchte als Frau einfach Spaß haben - und das halten die Männer nicht aus“, sagte Reed.
Die 1981 gegründete Band Metallica und der eine Generation ältere Reed (69), am Freitagabend einheitlich in schwarz gekleidet, haben sich in einem Projekt gefunden, das alle Beteiligten vor große Herausforderungen stellte. Den Spaß am gemeinsamen Spiel haben sie dabei nicht verloren, wie der Auftritt am Freitagabend zeigte.
„Es ist, als hätte mir jemand einen Porsche oder Ferrari zum Spielen hingestellt“, freute sich Lou Reed über die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der wohl weltweit erfolgreichsten Heavy-Metal- Band. Auch Metallica-Sänger James Hetfield betonte an der „körperlichen, bereichernden Erfahrung“ weiter Spaß zu haben. „Wir sind Reisende, die sich nicht in eine Kiste sperren lassen wollen.“
Eine größere Tour mit dem Projekt ist nicht geplant, sagte Schlagzeuger Ulrich. Vorstellen könne man sich jedoch eine Theaterinszenierung - es bleibt spannend, mit welchen Überraschungen Metallica und Lou Reed demnächst aufwarten.