Metro Station: Schrammelig und sensibel
Noch ein Teenie-Traum aus der Schmiede der Familie Cyrus: Mileys Bruder Trace und seine drei Gesellen lassen als Metro Station Mädchenherzen höher schlagen.
Düsseldorf. Ein bisschen sieht es nach einer Präventionsmaßnahme aus. So, als wollten US-Country-Star Billy Ray Cyrus und seine Frau Leticia dafür sorgen, dass noch eins ihrer Kinder erst mal weg von der Straße ist. Promi-Blagen landen ja sonst gerne mal in drittklassigen Doku-Soap-Formaten. Da muss man gewappnet sein.
Bei Tochter Miley brauchen sich die beiden schon seit geraumer Zeit keine Sorgen mehr zu machen. Die 16-Jährige ist als Serienstar "Hannah Montana" weltweit ein Teenie-Idol und war dem Disney-Konzern alleine 2008 satte 25 Millionen Dollar wert. Sohn Trace allerdings, mit 20 ja immerhin auch schon seit ein paar Jahren im erwerbsfähigen Alter, hat aus seinem Status als wohlbehütet verzogenes Gör noch nicht so richtig viel gemacht, außer seinen Körper mittels unzähliger Tattoos und Piercings in ein Gesamtkunstwerk zu verwandeln. Deswegen dachte sich Mutter Leticia, sie kuppelt mal ein bisschen. Vielleicht kommt ja etwas Gewinnbringendes dabei heraus. Klassische Heiratspolitik schwebte ihr nicht vor. Eher die Vereinigung von Talent. Denn als Hobby-Rocker im Partykeller machte sich ihr Sprössling bislang ganz fesch. Genauso wie Mason Musso, der ältere Bruder von Mileys ständigem Serienkollegen Mitchell. Und wo geschrammelt wird, liegt eine Band nahe. Auch Mutter Musso, die Leticia Cyrus am Set von "Hannah Montana" kennenlernte, war hin und weg von der Idee. Der Erfolg von Metro Station, wie sich Trace und Mason fortan nannten, kam allerdings nicht mit einer solch überwältigenden Wucht wie bei ihren jüngeren Geschwistern. Im Gegenteil.
Wie viele andere Bands des neuen Jahrtausends musste sich die mittlerweile auf Quartettgröße erstarkte Jungens-Combo auf den langen Marsch durch die Internet-Institutionen begeben. Insbesondere bei MySpace stellten sie regelmäßig neue Songs ins Netz. Einer von ihnen, "Seventeen Forever", wurde schließlich im Sommer 2007 zu so etwas wie dem Lieblingssong der amerikanischen Plattform-Nutzer. Sicher, davon kann man sich nichts kaufen. Aber immerhin gab’s einen Plattenvertrag. Und zwar direkt mit einem der großen Labels, Sony BMG.
Die Voraussetzungen konnten also nicht besser sein: einen der größten Arbeitgeber der Musikindustrie als Mentor und dazu geballte Prominenz als verwandtschaftliche Unterstützung im Rücken. Trotzdem lief das Unternehmen "Chart-Thron stürmen" eher schleppend an. Die ersten Singles und das Album floppten. Erst im Sommer 2008 sorgten die Jungs in den USA für den Aufruhr, den Brancheninsider schon wesentlich früher prophezeit hatten.
Der Grund für den Spätstart? Der lag auf der Hand. Wegen der Querverbindung zu Miley Cyrus hatten die Sony-Bosse voll darauf gesetzt, Metro Station zum Teenie-Phänomen aufzubauen, das seine Nische irgendwo zwischen den glatt gebügelten Jonas Brothers und den krawalligen Gym Class Heroes finden sollte. Dabei hatte man aber völlig vergessen, dass es immer noch der Song ist, der den Star macht - und nicht umgekehrt. Echte Hitqualitäten, also die Fähigkeit, Menschen dazu zu bringen, das Radio lauter zu drehen, besaß aber erst die dritte Single "Shake It", ein aufgekratzter, sonniger Ohrwurm, der die musikalischen Eckpfeiler des Quartetts, 80er-Synthie-Wabern und sorgloses Skater-Geschrammel, ziemlich geschickt ineinander fügt.
Mittlerweile schwappt die Begeisterung auch nach Europa rüber. In Deutschland enterte "Shake It" in der vergangenen Woche direkt die Top Ten. Das Album (siehe Kasten) erscheint am kommenden Freitag. Bei der zugehörigen Promo-Tour gehen Trace und Mason betont ungerührt mit ihrer neuen Rolle als Mädchenschwarm um. Schweigsame Rebellen lassen sich eben immer noch fantastisch vermarkten. Besonders dann, wenn sie so gar nicht nach Boyband aussehen.