Musicalpremiere „Aladdin“ in Hamburg
Hamburg (dpa) — 1001 Nacht - die kann Deutschlands „Aladdin“ locker schaffen. Auf seinem fliegenden Teppich schwebt er in Hamburg durch das Theater Neue Flora. Er verliebt sich in die schöne Prinzessin Jasmin.
Vor allem aber reibt er an der berühmten Wunderlampe und lässt so den Flaschengeist Dschinni erscheinen, wie es schon vor langer, langer Zeit im Märchen „Aladin und die Wunderlampe“ aus den Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“ geschah. Nicht ganz so lange ist es her, dass Disney mit großem Erfolg seinen „Aladdin“ (1992) als Zeichentrickfilm auf die Leinwand schickte und befürchtet wurde, künftige Generationen könnten den Helden aus dem Orient nur noch mit Doppel-d schreiben.
Inzwischen hat es „Aladdin“ auch auf die Musicalbühne geschafft und für seine orientalische Welt am New Yorker Broadway und in Tokio einen Platz gefunden. Am Sonntagabend feierte die Show dann Premiere in Hamburg - Deutschland ist dabei die erste Station in Europa, London soll im nächsten Jahr folgen. Eine goldene Wunderlampe funkelt nun groß über dem Eingang zum Morgenland in der Hansestadt.
„Nimm den Teppich und flieg in den Rausch der arabischen Nacht“ - das Versprechen gleich zu Beginn der rund zweieinhalbstündigen Aufführung wird gehalten. Im Disney-Orient wird nicht gekleckert, sondern geglitzert. Die Kostüme über und über mit Kristallperlen bestickt, aus Tüchern und Stoffen in leuchtenden Farben. Das Bühnenbild: mal bunter Basar zwischen den Häusern von Agrabah und mal prachtvoller Palast. In der Höhle der Wunder wird nicht nur Aladdin geblendet vom verschwenderischen Gold der verbotenen Schätze.
Im zweistelligen Millionenbereich liegen die Kosten laut Musicalkonzern Stage Entertainment. Die opulente Produktion reißt das Publikum zum Szenenapplaus von den Sitzen. Natürlich auch beim magischsten Moment — wenn Aladdin und seine Prinzessin Jasmin auf dem Teppich hoch oben über der Bühne schweben, und ihre Kostüme mit dem Sternenhimmel um die Wette funkeln. Auch sonst verhelfen einige technische Effekte zur Zauberei in der schwungvollen Inszenierung, mit eingängigen Melodien und mitreißenden Choreographien.
Mehrfach preisgekrönte US-Musical-Macher wie Komponist Alan Menken, der seine Filmmusik um einige Songs ergänzte, oder Choreograph und Regisseur Casey Nicholaw stehen hinter der Produktion. Für den Darsteller des Titelhelden, Richard-Salavdor Wolff (25), ist es die erste große Hauptrolle. Seine Jasmin spielt die vier Jahre ältere gebürtige Brasilianerin Myrthes Monteiro. Das Paar meistert seine Sache ebenso gut wie die Schauspieler der Bösewichte Dschafar und Jago, der Aladdin-Freunde Babkak, Omar und Kassar (die zur Boyband auf dem Basar werden) oder des Sultans. Der Dschinni aber stiehlt allen die Show.
Den allmächtigen Flaschengeist, der dem Straßenjungen Aladdin drei Wünsche erfüllt, und ihn auf dem Weg zum Happy End mit der Prinzessin begleitet, mimt der gebürtige Kieler Enrico De Pieri. Er ist Animateur und Entertainer, Laufstegtrainer Jorge Gonzalez und „Wünsch dir was“-Moderator in einer Person — ein überdrehter und liebenswerter Dschinni. Wirklich komische Momente gibt es in der Familienshow, aber auch manch flachen Witz zu viel. Und bisweilen zu bemüht wirkt es, wenn die Sprache auf modern getrimmt wird.
Aber nett, wenn Jasmin ihrem Aladdin frech entgegnet: „Hast du vielleicht geglaubt, ich steige zu einem wildfremden Typen auf den fliegenden Teppich - beim ersten Date?“ Und Aladdin bleibt bescheiden bis zum Schluss: „Ich bin kein Held, ich bin nur ein Typ, der an einer Lampe gerieben hat.“ Der Flaschengeist sieht das anders: „Vielleicht bin ich der Dschinni, aber du bist ein Genie.“ Das darf Aladdin fortan in acht Vorstellungen pro Woche unter Beweis stellen, als nunmehr zweites Disney-Musical neben dem „König der Löwen“ in Hamburg - der immerhin schon deutlich mehr als 1001 Nacht geschafft hat: Seit 14 Jahren brüllt der Löwenkönig an der Elbe.