Patrick Wolf: Der lüsterne Peter Pan wird 30

Berlin (dpa) - Den Adelsschlag gibt es 2011 von Lady Gaga: „Zur Zeit stehe ich voll auf einen Künstler namens Patrick Wolf.“ Trotz seiner schon damals knapp zehnjährigen Karriere macht Gagas Zuspruch den exzentrischen Musiker auch jenseits der Indie-Welt bekannt.

Am Sonntag (30. Juni) wird der ewige Jüngling Patrick Wolf 30.

Angefangen hat alles mitten im Stimmbruch: Als 13-Jähriger schickt der Brite eine Kassette mit eigenen Liedern an sein Idol Björk - ohne Antwort. Mit 16 verlässt er die Familie und zieht in ein einsames Haus in einem Vorort Londons. Dort gebiert er das Tier in sich: Patrick Denis Apps, wie er eigentlich heißt, nennt sich Patrick Wolf.

Von da an begleiten ihn Verwandlung, Extravaganz und Theatralik. Mal ist er, wie 2003 auf seinem Debütalbum „Lycanthropy“, ein blonder, viktorianischer Lumpensammler samt Fidel, Ukulele und Laptop - als sei er direkt aus einem Dickens-Roman entsprungen. Später dann auf „Wind In The Wires“: düster, schwarzhaarig, elektronisch.

Als er 2004 das erste Mal mit seinem Mix aus Pop, Folk und Elektronik länger durch Deutschland tourt, schreibt die „Berliner Zeitung“, Wolf habe den „Unschuldsblick eines Teen-Strichers“ - wohl wegen seiner androgynen Erscheinung, der tiefen Stimme, dem bubenhaften Auftreten und der hemmungslosen Bühnenshow. Nicht selten entkleidet sich Wolf bis auf einen knappen Tanga. Er ist ein lüsterner Peter Pan mit kitschigem Einhorn-Tattoo auf der Brust.

Seine Alben sind die eines gedankenvollen Twentysomething: Mal besingt er eine kaugummibunte Verliebtheit („The Magic Position“), mal zieht er als wütend-barocker Kämpfer in die Schlacht („The Bachelor“). Auf der jüngsten Studioplatte „Lupercalia“ ist er ein poppiger Spät-80er-Jahre-Filou. Marianne Faithfull, Patti Smith, Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton und Hardcore-Techno-Vorreiter Alec Empire - mit allen hat er schon zusammengearbeitet. Schlussendlich durfte er sogar Björks „Army of Me“ remixen.

Auf die Frage, was er am meisten fürchte, antwortete er einmal: „Konventionell zu sein.“ Mittlerweile ist er mit seinem Freund William verlobt. Für ihn hat er von jetzt auf gleich sein lasterhaftes Leben aufgegeben - es sei Zeit „sich zu öffnen und Liebe zu teilen“. Musikalisch aber bleibt Wolf ein Streuner. Was von ihm noch zu erwarten sei, wird er in einem Interview gefragt. „Eine Apokalypse, der totale Neustart.“