Sound of Silence Paul Simon wird 75 und tritt von der Bühne ab

New York (dpa) - Paul Simon ist dieser Tage ziemlich oft zufrieden. „Komischerweise, je älter man wird, desto glücklicher wird man“, sagte der Musiker jüngst der BBC.

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„Wenn man ein paarmal durch Krisen gegangen ist, wenn Menschen gestorben sind, wenn man genug Traurigkeit und Freude erlebt hat - dann tendiert man dazu, seine Aufmerksamkeit in Richtung Freude zu lenken.“ Zur Zufriedenheit trage auch seine Entscheidung bei, in Musik-Rente zu gehen. „Es geht auf das Ende zu“, sagte Simon vor kurzem der „New York Times“. „Am Showbusiness habe ich keinerlei Interesse. Null.“

Immer wieder hat der Sänger und Songschreiber in der Vergangenheit solche Ankündigungen gemacht, aber zu seinem 75. Geburtstag am Donnerstag (13. Oktober) scheint er es ernster zu meinen. Eine kleine Europatournee steht noch auf seinem Programm, dann will er sich erstmal ein Jahr treiben lassen und mit Ehefrau Edie Brickell reisen. „Loszulassen ist eine mutige Tat. Ich werde sehen, was passiert, wenn ich loslasse. Dann werde ich sehen, wer ich bin. Bin ich ein Mensch, der von dem definiert wird, was ich tue? Und wenn das weg ist, was macht mich aus?“

Simon hat es sich und anderen noch nie leicht gemacht. Der erklärte Perfektionist gilt als einer der besten Songschreiber der Welt, hat dutzende Preise bekommen und gerade sein zwölftes gefeiertes Studioalbum herausgebracht. Lieder wie „Sound of Silence“, „Bridge over Troubled Water“, „Mrs. Robinson“ oder „Still Crazy After All These Years“ verzauberten Millionen und sind längst zu Klassikern geworden.

Aber Simon ist auch oft eigensinnig, spröde, dickköpfig und trotzig. Der Musiker spricht gerne über Musik, aber ungerne über sich selbst und lässt Journalisten in Interviews häufig eiskalt abblitzen. Auf der Bühne steht der kleine Sänger meist mit ernstem Gesichtsausdruck, selten gibt es ein Lächeln, oft versteckt er sich unter einer Baseballmütze. „Ich sehe mich selbst als Liedschreiber - der Albumkünstler und Konzertmusiker in mir folgt den schreibenden Fußstapfen.“

Die Dickköpfigkeit bekam vor allem auch sein Kollege Art Garfunkel zu spüren, den Simon in der Schule im New Yorker Stadtviertel Forest Hills kennenlernte. Als Simon & Garfunkel begeisterten sie Millionen und prägten mit Alben wie „The Sound of Silence“ und „Bridge Over Troubled Water“ eine ganze Generation. Rund 500 000 Menschen pilgerten 1981 in den New Yorker Central Park, um das Duo zu sehen - das bis dahin größte Rock-Konzert einer einzigen Band.

Aber immer wieder gab es Streit zwischen den beiden und schließlich schockten sie die Fans mit der Auflösung ihres Duos. Spätere Wiedervereinigungsversuche scheiterten. „Hearts and Bones“ sollte als gemeinsames Album herauskommen, Simon veröffentlichte es 1983 allein und fiel damit durch. Der Musiker ging daraufhin auf Reisen und ließ sich unter anderem von afrikanischen und brasilianischen Klängen inspirieren.

Woher seine vielgelobten Texte und Melodien kommen, das kann Simon selbst nicht so richtig sagen. „Als ich "Sound of Silence" geschrieben habe, war ich vielleicht 21 oder 22 und das schien mir ein großer Sprung von wo ich zuvor war. Aber wieso und woher, das weiß ich nicht.“ Auch den Erfolg seiner Musik könne er sich nicht erklären. „Auf einmal steht man da und ist überrascht. Das ist mir manchmal bei einer Songzeile passiert, wo es dann wirklich echt ist und dann muss ich aufhören, weil ich weine. Ich wusste nicht, dass ich das sagen würde, wusste nicht, dass ich das fühlen würde, wusste nicht, dass es wirklich stimmt. Dann muss ich aufhören und Atem holen. Aber das passiert nicht allzu oft.“