Peter Lanz: Falco hatte zwei Gesichter
Wien (dpa) - Falco, der größte Popsänger Österreichs mit Top-Plätzen in den US-Charts, verkraftete seinen Erfolg nicht. Am Höhepunkt seiner Karriere ahnte der Künstler seinen Niedergang bereits.
Das sagt der langjährige Weggefährte und Biograf Falcos, Peter Lanz, im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.
Doch auch 15 Jahre nach seinem Unfalltod sei Falco, der mit bürgerlichem Namen Johann (Hans) Hölzl hieß, präsenter denn je, meint Lanz.
Was ist 15 Jahre nach dem Tod von Falco noch von ihm geblieben?
Lanz: „Je länger Falco tot ist, umso größer wird der Kult und Mythos um seine Person. Es gibt bereits eine ganze Generation, die Falco bewusst gar nicht mehr miterlebt hat und sich trotzdem für ihn interessiert. Viele Eltern haben noch CDs von ihm im Schrank. Erst mit dem Erfolg des deutschen Raps wird auch langsam klar, welche Rolle er für diese Art der Musik gespielt hat. Ohne ihn hätte es deutschen Rap nicht gegeben.“
Er hat nach seiner Spitzenplatzierung in den US-Charts nicht mehr an den Erfolg anknüpfen können? Wie hat er das verkraftet?
Lanz: „Bezeichnend dafür war der Moment, als er erfahren hat, dass er Nummer eins in Amerika geworden ist. Wir haben mit vielen Leuten zusammengesessen. Als die Meldung die Runde machte, haben wir Champagner bestellt und gefeiert. Nur Hans ist immer ruhiger geworden. Ich habe ihn gefragt, was los ist. Hans hat gesagt: "Schau mal, das wollte ich immer erreichen. Jetzt habe ich es erreicht und jetzt ist es vorbei. Das Gefühl kommt nie wieder." Der Erfolg war für seinen Niedergang sicher mitverantwortlich.“
Es wird immer beschrieben, dass Falco zwei Seiten, zwei verschiedene Persönlichkeiten, hatte. Stimmt das?
Lanz: „Er war in sich selbst zerrissen. Schizophren in einem gewissen, nicht klinischen Sinne. Er hätte eigentlich einer von Drillingen werden sollen. Hans überlebte aber als einziges Kind. Dieses Alleinsein und die Frage, warum gerade er am Leben geblieben ist, begleitete ihn sein ganzes Leben. Er war sehr ambivalent: Man konnte einen Mann erleben, der liebenswürdig und herzlich war, der unauffällig Geld gespendet hat und einfach nur im Jogginganzug essen gegangen ist. Auf der anderen Seite gab es den Mann, der zynisch und mit Scheuklappen durch die Stadt gegangen ist. Einen Hans, der selbst gute Bekannte nicht gegrüßt hat, immer chic gekleidet war und mit seinem Übergewicht gekämpft hat. Man konnte nie absehen, mit welchem Hans Hölzl man es zu tun hatte. Dabei hat sicher sein Alkohol- und Drogenkonsum auch eine Rolle gespielt.“
Interview: Sandra Walder, dpa