Peter Maffay: Weltverbesserer auf dem Motorrad
Tutzing (dpa) - Bikersongs, Liebesballaden, trotzige Bestandsaufnahmen einer kalten Welt und Motivationslieder, um die Welt doch ein wenig besser zu machen - das neue Album von Peter Maffay hat all das, was von einem guten Rockalbum erwartet wird.
Sowohl musikalisch als auch inhaltlich.
Mit der Platte „Wenn das so ist“ hat Maffay gemeinsam mit seiner Band ein Album aufgenommen, das seine Fans sicherlich lieben werden und an dem seine Skeptiker lediglich kritisieren könnten, dass es wenig Revolutionäres bietet. Muss es aber auch nicht.
Maffay, der in diesem Jahr 65 Jahre alt wird, ist seit fast 45 Jahren in der Musikszene aktiv. Nach 22 Studioalben und über 50 Millionen verkaufter Tonträger weiß der Musiker ganz genau, was für ihn, seine Band und die Fans funktioniert. Heulende Gitarren, rasante Riffs, präsentes Schlagzeug und schnelle, eingängige Rhythmen wechseln sich auf dem Album geschickt mit einigen leiseren Tönen - auch mal von akustischen Instrumenten gespielt - ab.
Und sie alle hält vor allem die unverwechselbare Stimme von Maffay zusammen. Sonor und kräftig wie eh macht sie jedes Lied unverkennbar zu seinem. „Die Lieder tragen meinen Stil, meine Harmonien. Sie haben sozusagen meine DNA“, sagt Maffay der Deutschen Presse-Agentur dpa in seinem Tonstudio in Tutzing am Starnberger See. „Ich wollte meine musikalischen Wurzeln verdeutlichen und ein Rockalbum mit verschiedenen Themen machen“.
Maffays Wurzeln werden vor allem bei den „Bikersongs“ deutlich. Flott, krachend und mit guter Laune singt der gebürtige Rumäne von dem Wolf, der den Mond anheult, und der Reise im freien Fall durch das gelobte Land. „In dem Song "Gelobtes Land" sehe ich mich und meine Band im Moment auch musikalisch auf dem letzten Stand“, sagt Maffay. „Er ist für mich der perfekte Bikersong“.
Thematisch dreht es sich auf dem Album neben der Liebe häufig um den Zustand der Welt, verbunden mit dem Aufruf, für eine bessere solche zu kämpfen. Wirken solche Botschaften von Künstlern teilweise platt und plakativ, sind sie bei Maffay glücklicherweise kein Lippenbekenntnis und deshalb gut anzuhören. Er selbst engagiert sich seit vielen Jahren finanziell und künstlerisch intensiv für unterschiedliche gesellschaftliche Themen und unterhält eine eigene Stiftung, die sich um traumatisierte Kinder kümmert. „Ich kann bei Musik nicht immer nur an Unterhaltung denken“, sagt Maffay. „Für mich ist sie auch eine Kommunikationsplattform, und ich will reflektieren, was mit mir und meinen Mitmenschen passiert.“
So singt er in dem titelgebenden Song „Wenn das so ist“ von einer Welt, in der die Herzen aus Beton und die Straßen voller Blut sind. Die Antwort auf dieses düstere Szenario liefert Maffay mit der ersten Singleauskopplung „Halleluja“ dann selbst. Es geht dabei um den einen Schritt, den jeder tun muss, um sich selbst und seiner Umwelt zu verzeihen und dieser zu helfen. Religiös soll der Ausdruck „Halleluja“ dabei nicht verstanden werden. „Für mich bedeutet er vor allem Befreiung und Erlösung“, sagt Maffay. Zwar sei er selbst religiös, wolle aber mit seiner Musik nicht in diese Richtung drücken.
Auf große Tour wird Maffay mit dem neuen Album erst im kommenden Jahr gehen. „In diesem Jahr werden wir einfach mal die Klappe halten.“ Grund für die Auszeit seien auch die Strapazen der vergangenen Jahre. „Wir sind ans Limit unserer Leistungsfähigkeit gegangen“, sagt der 64-Jährige. Ans Aufhören denkt er aber keineswegs: „Sicherlich ist rein rechnerisch irgendwann Schluss, aber es fühlt sich noch nicht danach an und meine Band und ich bewegen unseren Popo doch noch ganz gut.“ So klingt es fast schon trotzig, wenn Maffay im ersten Lied singt: „Neues Spiel - neues Glück, weil das immer noch der Anfang ist.“