Poesie und Melancholie: Fredda mit Chansons auf Tour

Berlin (dpa) - Zuhause wird sie schon mal „Puce“ (Floh) genannt und für ihre Freunde ist sie Fred - ihr Künstlername aber ist Fredda. Eigentlich heißt die Sängerin Frédérique Dastrevigne, aber „in Frankreich wird der Name oft schlecht ausgesprochen“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

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Also, Fredda. Unter dem einprägsamen Namen hat die Französin, von einigen Kollaborationen abgesehen, bisher vier Soloalben aufgenommen. Klang ihr Debüt „Toutes mes aventures“ (2007) noch ein bisschen rau, hat die Sängerin im Laufe der Jahre eine ungeheure Eleganz entwickelt und ist vor allem mit ihrem letzten - ganz entspanntem - Album „Le chant des murmures“ (2014), das mit einigen schönen Streichereinsätzen aufwartet, zu einer der bezauberndsten Stimmen im französischen Chanson gereift.

Mit ihrer Band kommt Fredda jetzt zu einer Club-Tour nach Deutschland. Vielleicht hat sie dann auch das Lied „Träume“ im Programm, das 1970 von Fred Weyrich und Martin Böttcher für Françoise Hardy komponiert wurde und das sich als Bonus auf „Le chant des murmures“ findet.

Die legendäre Chansonsängerin Hardy muss man zu den Vorbildern Freddas zählen, die mit ihren vornehmlich akustischen Chansons über die Liebe und das Leben auf wundervolle Weise Poesie, Freude und Melancholie verbindet. Da trifft eine Geige auf eine Ukulele, sorgt der Kontrabass mit einem leichtfüßigen Schlagzeug für einen entspannten Rhythmus über den die Gitarre tanzt.

Ein Lied auf Deutsch also - für Fredda eigentlich nichts Besonderes. In den 60er Jahren habe sich in Frankreich niemand diese Frage gestellt, da habe man einfach ein Album auf Deutsch aufgenommen, meint die Sängerin, für die „Träume“ aber auch noch etwas anderes bedeutet: „Für mich ist es eine Brücke, um die Deutschen besser zu verstehen.“ Dazu hat sie im März ja reichlich Zeit.

Fredda ist eine genaue Beobachterin und wunderbare Erzählerin, deren Einbildungskraft sich an den kleinen Begebenheiten und den manchmal unscheinbaren Dingen entzündet. Das Heu, die Ziegen oder auch kleine Mücklein - alles hat seinen Platz in ihrem Kosmos.

Meisterhaft gelang ihr das - stellvertretend für viele andere - mit dem Chanson „Fenêtre à Collioure“ von dem Album „L'Ancolie“ bei dem sich Fredda von dem gleichnamigen Gemälde des großen französischen Malers Henri Matisse inspirieren ließ - eines seiner berühmten Fensterbilder, das in kräftigen Farben gemalt einen Blick auf den Hafen freigibt. Behutsam taucht Fredda in das farbenfrohe Gemälde ein und beschreibt die drei Blumentöpfe, die Boote und das Meer und kommt zu der Erkenntnis, wie schön das alles sei - eine Welt ohne Zorn. Mit wenigen Worten mag sie die heitere Welt des Bildes und des Mittelmeeres zu beschwören.

Die Schönheit des Mittelmeers kennt Fredda genau, 1969 in den Vogesen geboren, kam sie im Alter von fünf Jahren nach Marseille. Beide Regionen - Nord- und Südfrankreich - haben sie geprägt: „Ich mag die Wälder der Vogesen und ich brauche das Licht des Mittelmeeres, das man nirgendwo anders findet“, sagt sie.

Und so fühlt man sich bei ihren Chansons oft in den Süden versetzt, sieht sich unter Platanen im Schatten sitzen und den Boule-Spielern mit einem Pastis in der Hand zusehen. Ihre Lieder haben bei aller Melancholie immer auch etwas von Ferien.

Sie ist auf Reisen gegangen, erkundete New York und New Orleans. Heute ist Paris Freddas Heimat. Der Blues war schon immer ihre Leidenschaft oder die amerikanische Folkmusik, beides lässt sie einfließen in ihre sparsam instrumentierten Lieder, die wie eine sanfte Brise daherkommen.

Sie sind wie die Tupfen auf den Gemälden der Impressionisten, die Fredda so mag. Aber auch Giacometti und seine unbehausten Menschen in ihrer Einsamkeit faszinieren sie. Fredda hat viele Facetten, eine wunderbare Stimme und berührende Chansons. Perfekt.

Tourdaten: 05.03. Hannover - Pavillon, 07.03. Bremen - Schwankhalle, 08.03. Braunschweig - Roter Saal, 09.03. Berlin - Privatclub, 10.03. Hamburg - Nochtspeicher, 11.03. Magdeburg - Moritzhof, 13.03. Köln - Stadtgarten, 14.03. Frankfurt - Nachtleben