Politische Bühne: Staat und Kirche gegen Künstler
Berlin (dpa) - Pop-Star Madonna (53) ist vor dem Konzert in St. Petersburg heftiger Kritik russisch-orthodoxer Gläubiger ausgesetzt. Auch andere Künstler zogen sich schon den Zorn von Regierenden und Kirchen zu - wegen ihres Engagements oder ihres freizügigen Auftretens.
Mai 2012: US-Star Lady Gaga (26) sagte aus Sicherheitsgründen einen Auftritt in Indonesiens Hauptstadt Jakarta ab. Die radikale „Islamische Verteidigerfront“ hatte gedroht, Muslime zur Verhinderung des Konzertes zu mobilisieren. Ein Sprecher der auch für gewalttätige Proteste bekannten Gruppe nannte die Absage einen „Sieg Allahs“. Sie lehnten die von Lady Gaga geförderte „Kommerzialisierung von Frauenkörpern“ ab. Auch vor ihren Shows in Südkorea und auf den Philippinen hatten konservative Christen protestiert, die Konzerte fanden aber statt.
Januar 2012: Serbische Medien liefen Sturm gegen das Regiedebüt von Angelina Jolie (37). Ihr Film „In the Land of Blood and Honey“ über den Bosnienkrieg enthalte „zu viele Lügen über die Serben“, titelte die Belgrader Zeitung „Politika“. Dieser „Propagandafilm“ gehöre boykottiert, wenn nicht gar verboten, ereiferten sich Leser. Die bosnische Hauptstadt Sarajevo machte Jolie dagegen wegen ihres Engagements zur Ehrenbürgerin.
Juli 2011: Der britische Musiker Sting (60) sagte aus Solidarität mit streikenden Ölarbeitern in Kasachstan ein geplantes Konzert in der Hauptstadt Astana ab. Er teile die Position der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die schon länger auf die Unterdrückung der Kumpel in dem zentralasiatischen Land aufmerksam mache, hieß es. Kritiker werfen dem seit über 20 Jahren herrschenden Staatschef Nursultan Nasarbajew Menschenrechtsverletzungen und Vetternwirtschaft vor.
August 2008: Der Kulturminister von Malaysia verbot ein Konzert der Rocksängerin Avril Lavigne (27) in der Hauptstadt Kuala Lumpur. Die Musik der Kanadierin sei „für die Jugend des Landes ungeeignet“, hieß es. Das Verbot wurde später aber zurückgenommen und Lavigne konnte auftreten. Christina Aguilera (31) strich Malaysia von ihrem Tournee-Kalender, nachdem dort über ihre Kleidung debattiert worden war. Das Ministerium verlangt, dass Sänger keine Motive auf der Kleidung tragen, die „obszön“ sind oder mit Drogen zu tun haben. Außerdem müssen sie von der Brust bis zu den Knien bedeckt sein. Springen, Rufen, Umarmungen und Küsse während der Shows sind ebenfalls verboten.
April 2007: Ein Gericht in der nordindischen Stadt Jaipur erließ gegen Hollywood-Star Richard Gere (62) einen Haftbefehl wegen Küssens in der Öffentlichkeit. Das Gericht warf ihm „obszönes Verhalten“ vor. Gere hatte die indische Schauspielerin Shilpa Shetty bei einer Veranstaltung zur AIDS-Aufklärung in Neu Delhi mehrfach auf die Wange geküsst. In konservativen hinduistischen und muslimischen Kreisen hatte er damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
September 2006: Schon vor sechs Jahren hatte Madonna Ärger mit der russisch-orthodoxen Kirche. Wer das Moskauer Konzert der mit Dornenkrone und Kreuz auftretenden Sängerin besuche, „verrät Jesus Christus sowie die Kirche und zieht die Strafe Gottes auf sich und seine Kinder“, erklärten zwei Verbände russisch-orthodoxer Gläubiger. Das Moskauer Patriarchat riet Gläubigen dringend vom Besuch ab. Madonna sollte ursprünglich auf dem Roten Platz auftreten, musste aber auf den Platz vor der Moskauer Universität ausweichen.