Radiohead lösen Internetwelle aus

Das neue Album kann man sich für sieben Euro herunterladen.

Berlin. Die Zeiten traditioneller Selbstvermarktung sind für Radiohead schon lange vorbei. Während andere Bands durch teure PR-Kampagnen oder effektvoll platzierte Skandälchen die Spannung auf eine neue Platte erhöhen, setzen die Artrock-Virtuosen ganz auf die Präsenz im weltweiten Netz — und ihren guten Ruf als Pop-Avantgardisten. Die Internet-Hysterie der vergangenen Tage zum achten Studioalbum gibt ihnen Recht.

Radiohead stellten „The King Of Limbs“ (CD-Veröffentlichung 25. März) am Freitag, nur vier Tage nach der überraschenden Ankündigung, zum kostenpflichtigen Herunterladen auf ihre Website. Schon der erste Hinweis auf das neue Album vor sechs Tagen löste eine Welle der Verzückung im Internet aus.

„Bin so aufgeregt!“, „Ich kann es nicht mehr erwarten!“ oder „Sie beschenken uns zum Valentinstag“ war neben anderen Fan-Posts zu lesen. In den Tagen danach wurde in den Blogs diskutiert, wie das neue Werk, das erste der Band seit vier Jahren, wohl klingen würde: eher zugänglich oder experimentell. Am Sonntag dann waren per Suchmaschine zu den Begriffen „Radiohead“ und „The King Of Limbs“ gut zehn Millionen Einträge abrufbar. Die „New York Times“ staunte über den „Internet-Tsunami“.

Viel war vor dem noch einmal kurzfristig um einen Tag vorgezogenen Download-Startschuss am Freitag nicht bekannt über das Album: Es wurde von Nigel Godrich produziert, soll nach einem uralten Baum benannt sein und enthält acht Songs in 37 Minuten. Sieben Euro kosten die Dateien; dass der Erwerb von frischer Radiohead-Musik per Mausklick diesmal seinen Preis hat, geht auf die Erfahrungen mit dem Vorgänger-Album „In Rainbows“ (2007) zurück.

Das hatte die 1986 in Oxford gegründete Band zunächst ebenfalls nur auf ihrer Website angeboten. Jeder Kunde konnte bestimmen, wie viel Geld ihm die Songs wert sind — ein Großteil hat sich umsonst bedient. Dem Erfolg von „In Rainbows“ tat das letztlich keinen Abbruch — nach der Veröffentlichung auf CD und Vinyl wurde das Werk nochmals millionenfach verkauft und erreichte Platz 1 in den britischen und amerikanischen Charts. Verkaufstechnisch gehen Radiohead diesmal also auf Nummer sicher. Auch künstlerisch schlagen sie auf „The King Of Limbs“ nicht gänzlich neue Wege ein, bleiben sich aber dabei treu, sich nicht zu wiederholen.