Rapper Denyo: Die Leute denken immer zuerst an Drogen
Berlin (dpa) - Ende der 1990er Jahre ist Denyo mit Jan Delay und DJ Mad bei den Beginnern für den damaligen Hype um deutschen Hip-Hop mitverantwortlich. Als Solokünstler bringt der Rapper nun sein viertes Solo-Album „Derbe“ heraus.
Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt Dennis Lisk (38) über Reaktionen auf seinen Beruf bei Elternabenden, welche Vorurteile die Leute zunächst haben und das Älterwerden in einer Jugendkultur.
Frage: Auf dem Song „Papa“ erklären Sie Ihrer kleinen Tochter, womit ihr Vater sein Geld verdient. Welche Reaktion bekommen Sie als Rapper bei Elternabenden, wenn Sie von Ihrem Beruf erzählen?
Antwort: Eigentlich lebe ich in zwei verschiedenen Welten. In der Hip-Hop-Welt bin ich Denyo, da ist die Welt einfacher, da muss ich nichts erklären. In der vermeintlichen Erwachsenenwelt bei Elternabenden würde ich am liebsten mal einen Song anmachen, dann würden die ganzen Leute erkennen, was ich so mache. Bei vielen Eltern ist Hip-Hop verschrien, da muss ich aufpassen und mich rechtfertigen, dass ich durchaus ein intelligenter Mensch bin. Witzigerweisen labeln einen die Leute immer: Rotes Mütze, Shirt, sie nehmen dich erstmal nicht für voll.
Frage: Wie äußert sich das?
Anwort: Das geht durch Haltung, es ist oft auch Angst oder einer unterhält sich dann doch lieber mit jemand anderem. Natürlich entstehen dann auch interessante Momente, wenn man doch ins Gespräch kommt und die Leute merken, dass man sich durchaus doch für andere Dinge interessiert als Drogen.
Frage: Drogen?
Antwort: Das ist das, was die Leute immer als erstes denken: Drogen. Warum denn? Weil ich eine Mütze aufhab, oder was? So gibt es verschiedene Ebenen, und die versuche ich auch zusammenzubringen. In Amerika ist das einfacher: Da gibt es zwar auch viele Verständnisprobleme zwischen den Lebensentwürfen der Menschen. Aber da ist Hip-Hop groß. Und hier ist es so sehr Nische und verschrien.
Frage: Wie kann man als Rapper älter werden?
Antwort: Das ist gar nicht so schwierig wie ich zunächst dachte. Ich bin jetzt 38, es geht mir in jeglicher Hinsicht ziemlich gut. Ich kann mich nicht beschweren, da hat mir meine Mutter etwas anderes vorausgesagt.
Frage: Was meinte sie?
Antwort (verstellt die Stimme): Ja mein Jung, das mit der Musik, das wird doch nix, du musst was anständig machen. Und dann fünf Jahre später: Oh toll Schatz, Goldplatte, aber Junge jetzt bist du Teeniestar und du bist irgendwann kein Teenie mehr, was willst du dann machen? Und dann fragst du dich natürlich auch selber wenn du eine Familie gründest, macht man die Kunst jetzt doch wegen des Geldes. Aber ich kann viel machen, meine Radiosendung, auflegen oder die Fernsehsendung, die ich bei Vox hatte. Es gibt Möglichkeiten als Rapper auch im Alter zu überleben. Man muss sich nur Jay-Z oder Dr Dre angucken, der jetzt erst im Alter Milliarden verdient.
ZUR PERSON: Denyo, mit bürgerlichem Namen Dennis Lisk, wird Ende der 90er Jahre an der Seite von Jan Delay und DJ Mad als (Absolute) Beginner berühmt. Der langjährige Hamburger und heutige Wahl-Berliner moderierte die Vox-Sendung „Cover My Song“, die 2012 den Fernsehpreis erhält. Am Freitag veröffentlicht er sein viertes Soloalbum „Derbe“.
Tourdaten: 16. April, Berlin; 24. April, Augsburg; 25. April München; 8. Mai Hamburg; 23. Mai Norderney