Ron Sexsmith: Happy-End für ewigen Kritikerliebling
Berlin (dpa) - Tatsächlich, er kann lächeln! Auf dem Cover seines neuen Albums lässt Ron Sexsmith nach vielen Trauerkloß-Bildern eine schüchterne Fröhlichkeit erkennen. Auch seine Musik klingt diesmal insgesamt etwas weniger melancholisch als früher.
An der hohen Qualität seiner Songs - bei Kollegen und Kritikern schon lange hoch geschätzt, der breiten Masse aber immer noch kaum bekannt - hat sich auf „Carousel One“ (Cooking Vinyl/Indigo) nichts geändert. Schon der Sixties-Pop „Sure As The Sky“ im Stil der Beatles oder Byrds ist wieder ein typisches Sexsmith-Juwel: eine wunderbar runde Melodie, eine eigentlich klare, zugleich sehr komplexe Songstruktur, dazu diese immer etwas windschiefe, sehnsüchtige, freundliche Crooner-Stimme. Nach knapp drei Minuten ist alles vorbei, und wieder ist der Kanadier dem Songwriter-Olymp ein Stück näher gerückt - und der Alltag seines Zuhörers etwas besser geworden.
Seit dem Debüt „Grand Opera Lane“ vor knapp 25 Jahren hat sich der sympathische Wuschelkopf Sexsmith einen untadeligen Ruf erworben, auf zahllosen Clubtourneen auch in Deutschland Folk-, Countryrock- und Pop-Fans erreicht - und dennoch nie ganz den verdienten Erfolg eingeheimst. Selbst als er mit Chris Martin (Coldplay) im Duett sein Lied „Gold In Them Hills“ sang (zu finden auf seinem allerbesten Album „Retriever“ von 2004), klappte die Vermarktungsstrategie für den tapsig wirkenden Künstler nicht so recht (falls es je eine gab).
Auch seine nunmehr vierzehnte Platte wird wohl wieder eine Sache für Eingeweihte bleiben, trotz brillanter Songs wie dem von Orgel und Gitarre getragenen „Lucky Penny“, dem groovenden Piano-Boogie „Getaway Car“, der Soul-Ballade „Nothing Feels The Same Anymore“, dem herrlichen „Can't Get My Act Together“, dem Bossanova-Pop „The Other Side“. Nein, auch mit „Carousel One“ dürfte dieser 51-jährige Erzromantiker in seiner (gar nicht mehr so unkomfortablen) Songwriter-Nische bleiben.
Er kann es inzwischen auch besser verschmerzen: Neben dem schon gewohnten Lob vieler Experten und Musiker erhält er nun zunehmend offizielle Auszeichnungen. Etwa den kanadischen Grammy „Juno Award“ für sein 2013er Album „Forever Endeavour“. Oder den Ehrendoktortitel der Brock-Universität seiner Heimatstadt St. Catharines (Ontario). Oder die „Honorary-Fellow“-Würde des Royal Conservatory in Toronto.
Ron Sexsmith hat also Gründe, für ein Cover-Motiv auch mal zu lächeln. „Ich realisierte erst als wir die Songs für das Album zusammenstellten, dass die Platte deutlich aufgeschlossener ist und deutlich mehr Humor beinhaltet als vorangegangene Werke“, sagt er selbst. Er singt jetzt „Sun's Coming Out“, einmal sogar die schöne Textzeile „Lord, I'm surrounded by friends“. Und immer wieder Sätze, die von christlich grundierter Hoffnung zeugen. Klingt wie ein Happy-End für diesen liebenswerten Loser-Typ.
Konzerte: 5.7. Berlin, Heimathafen Neukölln; 6.7. Köln, Stadtgarten