Roxette in Köln: verträumter Blick in die 90er

Köln (dpa) - 1986 geht die Mauer durch Deutschland, Kohl ist Kanzler und einige Frauen tragen noch immer Schulterpolster. Mauer, Kohl und Schulterpolster sind Geschichte. 1986 gründet sich allerdings auch das schwedische Popduo Roxette.

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Und dessen Ohrwürmer zünden bis heute.

Zum 30-jährigen Jubiläum touren Per Gessle und Marie Fredriksson mit ihrer Band um die Welt. Am Mittwoch spielen sie ihr erstes von neun Deutschland-Konzerten in der Kölner Lanxess-Arena - und vieles erinnert an früher. Marschroute vor den 9000 Fans: Hits, Hits, Hits.

In den 90ern standen Teenager vor der Bühne. Heute sind es Erwachsene, für die „The Look“ oder „The Big L.“ ein Stück Jugend ist. In Köln wird jedes Lied bejubelt, selbst die Texte sind nicht vergessen. Beim ruhigeren „Spending My Time“ übernehmen die Zuschauer gleich den gesamten Refrain, zünden Wunderkerzen und Knicklichter. Ein anderer besonderer Moment: „Watercolours In The Rain“, das Fredriksson mit Keyboardbegleitung und zerbrechlicher Stimme vorträgt - Szenenapplaus. Ansonsten geht es knapp zwei Stunden nach vorn, ein Hit folgt dem nächsten: „Dressed For Succes“, „Dangerous“, „Joyride“.

Der Abend ist ein verträumter, auch verklärender Blick zurück, niemand behauptet etwas anderes: 9 von 17 Lieder stammen von den erfolgreichsten Alben „Look Sharp!“ (1988) und „Joyride“ (1991). Man hört den Liedern ihr Alter zwar an, verstaubt klingen sie aber nicht. Nostalgische Euphorie weht durchs Stadion - die 90er Jahre.

Die Sängerin Fredriksson indes wirkt angeschlagen. Sie wird auf die Bühne geleitet, sitzt das gesamte Konzert auf einem Barhocker. 2002 wurde bei ihr ein Hirntumor diagnostiziert, es heißt, die Krankheit sei überwunden. In einem Interview Mitte März hatte Per Gessle (Gesang, Gitarre) gesagt, Fredriksson hätte Probleme mit dem Fuß und müsse deshalb viel sitzen. Er selbst tanzt, rennt und stampft pausenlos - wie früher. Beide, Gessle und Fredriksson, gehen auf die 60 zu.

30 Jahre also hat die Band bald auf dem Buckel. 30 Jahre, in denen ihre Melodien um die Welt gehen. Roxette-Nummern erkennt man ja spätestens beim Refrain. Da offenbart sich dann die unverschämte Eingängigkeit, die Gessle beinahe dutzendfach komponiert hat.

Ein Lied nur spielen Roxette aus dem 21. Jahrhundert: „She's Got Nothing On (But The Radio)“ vom Album „Charm School“ (2011). Dieser Hit allein zeigt, dass sich seit 1986 nicht alles verändert hat: Roxette können immer noch Hits.