Rückblick auf das Musikjahr: Zwölf Mal top in 2013
Eine ganz persönliche Auswahl von Künstlern, die es geprägt haben. Die guten Gründe.
Düsseldorf. Zwölf Monate, viel Musik: Zwölf Künstler, die das Jahr geprägt haben. Sie haben die Charts gestürmt, Comebacks gefeiert und Skandale geliefert. Eine Auswahl.
David Bowie hat ein Comeback hingelegt, wie es eben nur einer hinlegen kann: er selbst. Als er am 8. Januar, seinem 66. Geburtstag, nach zehnjähriger Auszeit „Where Are We Now“ in den Online-Orbit schickte, geschah dies ohne jede Vorwarnung. Der Thin White Duke räsoniert über das Berlin der 70er — über „Potsdamer Platz“, „KaDeWe“ und „Bösebrücke“ —, in dem er einst mit Iggy Pop und Lou Reed lebte. Das folgende Album war klassischer Bowie-Stoff, musikalisch so etwas wie ein Best-of der 23 vorangegangenen Langspieler.
Arcade Fire haben mit „Reflektor“ eines der Alben des Jahres vorgelegt und bespielen die Klaviatur der Postmoderne perfekt. Die Kanadier wechseln Identitäten und verleiben sich den Discosound von James Murphy ein — und bleiben doch hörbar sie selbst.
Avicii — an ihm kam man 2013 einfach nicht vorbei. Aloe Blacc veredelte den Tanzflächen-Hit „Wake Me Up“ des Schweden mit seinem Goldkehlchen, zusammen hielt sich das Duo über zehn Wochen auf Platz eins der Charts. Und als es bergab ging, legte Avicii einfach nach: „Hey Brother“ (feat. Dan Tyminski) ist zwar ähnlich arrangiert, lümmelt sich aber trotzdem seit Ende Oktober in den Top Ten.
Passenger wärmte mit „Let Her Go“ Millionen Seelen. Etwas weniger Streicher hätten dem Lied zwar gut getan, aber wer jahrelang als Straßenmusiker unterwegs war, ist wohl froh, die Fesseln der Reduktion hinter sich zu lassen. Da darf er auch mal etwas dicker auftragen.
Pharrell Williams weiß, wie Hits gehen. Der Produzent und Sänger war in diesem Jahr für zwei der größten Hits verantwortlich: „Blurred Lines“ von Robin Thicke, in dem R’n’B und Funk zusammen auf die Tanzfläche gehen, sowie Daft Punks Ohrwurm „Get Lucky“ — ebenfalls mit einer gehörigen Portion Funk versehen. Dutzende, nein, wohl eher Hunderte Cover ließen nicht lange auf sich warten. Derzeit ist er mit seinem eigenen Lied "Happy" in den Top Ten der Charts.
Macklemore & Ryan Lewis: Lange war amerikanischer Hip-Hop nicht mehr so konsensfähig und gleichzeitig so gut wie bei diesem Duo aus Seattle. Und auch live ist die Band grundsympathisch. Macklemore schafft es trotz aller Partytauglichkeit seiner Musik, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen. Wer da Moralinsäure wittert, liegt falsch. So muss Hip-Hop sein.
Bastille, die Band um Dan Smith, hat gezeigt, wie Popmusik für die Massen auch sein kann: ausgefeilt arrangiert, mitreißend, eingängig und zeitgemäß.
Jake Bugg — ja, warum eigentlich? Sein furioses Debüt ist doch 2012 schon erschienen. Eben nicht, zumindest nicht außerhalb des Vereinigten Königreichs. Wie sich der gerade mal 19-Jährige auf „Jake Bugg“ durch die 60er-Folklore zupft und krächzt, Einflüsse von Bob Dylan bis Donovan mühelos einbaut und doch eigenständig bleibt, ist beeindruckend. Und weil’s so gut war, kam gleich die nächste Platte hinterher: „Shangri La“ hat zwar ein hässliches Cover, die Musik knüpft jedoch an den Erstling an.
Miley Cyrus hat mit dem billigsten Trick der Pop-Geschichte einen mittelschweren Skandal ausgelöst. Die Nummer mit der nackten Haut gehört zwar spätestens seit den 80ern und Madonna ins Standard-Repertoire der Popkultur, trotzdem hat es Miley, gerade mal 21, durch ihren Abrissbirnen-Sex im „Wrecking Ball“-Video geschafft, innerhalb weniger Tage 100 Millionen Youtube-Klicks zu sammeln. Nebenbei hat sie ihr Klein-Mädchen-Image abgestreift und gehörig am Thron der Pop-Diven Lady Gaga und Katy Perry gerüttelt.
Lou Reed starb am 27. Oktober. In den 71 Jahren zuvor hat er mit seiner unkonventionellen Art ungefähr jede Band inspiriert, die irgendwann irgendwo mal einen Gitarrenakkord in ihre Songs hat einfließen lassen.
Heino zeigte die simplen Mechanismen des Musikgeschäfts auf. Ein paar Cover-Versionen von Rock- und Punkklassikern und der Blätterwald rauschte, dass es einem in den Ohren wehtat. Am Ende spielte der Düsseldorfer Jung mit Rammstein auf dem Wacken Open Air — und erlebte im Sommer seinen zweiten Frühling. Oder den dritten.
Helene Fischer ist einer von mehreren weiblichen Schlagerstars, die in diesem Jahr die Spitze der Charts besetzten — und dabei ganz besonders erfolgreich. Fischer befindet sich in der guten Gesellschaft von Andrea Berg und Beatrice Egli. Sie alle stricken ihren Erfolg aus einer Schlager-, Pop-, Körperlichkeits- und Sympathie-Melange.