Scooter planen Konzert der Superlative
Hamburg (dpa) - Treibende Basslines, tosende Synthesizer und die raue Stimme von Frontman H.P. Baxxter: Nach 17 Jahren Techno-Geschichte und etlichen Auszeichnungen füllen Scooter ganze Arenen. Jetzt wollen sie in Hamburg die 20 000er-Marke knacken.
Der Tag war lang. Selbst die Männer von Scooter, die stundenlang zu Techno-Bässen springen, schreien und schwitzen können, wirken nach einem fünfstündigen Interview-Marathon erschöpft. Frontman H.P. Baxxter ist schon etwas tiefer in seinen Ledersessel gerutscht und guckt gelangweilt auf sein Handy. Nicht nur in Sachen Pressearbeit, sondern auch musikalisch wäre es Zeit für eine Pause, erklärt der 45-Jährige: „Wir haben sehr viel gemacht in den letzten Jahren. Du kannst einfach nicht immer auf demselben Level sein.“
Wird hier etwa das Ende von Scooter verkündet? Der langsame Abschied von blitzenden Lasern, treibenden Bässen bei bis zu 180 Beats pro Minute und dem wasserstoffblonden Sänger mit der markanten Raucherstimme? Weit gefehlt, denn das nächste Album ist längst in Arbeit. Ab August soll es die Fangemeinde mit neuen Techno-Hymnen beschallen und die lange Liste der chartplatzierten Titel fortsetzen. In der Auszeit wolle man nur „ein bisschen runterkommen und neue Ideen sammeln“, versichert H.P., der als Hans Peter Geerdes geboren wurde.
Bevor es soweit ist, hat das Trio sich nicht weniger vorgenommen als die Hamburger Imtech Arena mit 20 000 Zuschauern zu füllen. Das mutige Vorhaben passt zu einem der Lieblingszitate Baxxters, das sich zu einer Art Leitspruch für die Arbeit der Band entwickelt hat: „Finde heraus, wozu du nicht fähig bist, und dann mach es.“ Sounddesigner Rick J. Jordan sagt voller Vorfreude: „Es wird die größte Show, die wir in Deutschland je gespielt haben.“
Mit 140 000 Watt soll die Musikanlage im Stadion des Hamburger SV die Beats der Techno-Spaßmacher in die Menge pumpen, wenn am 25. Juni die Fans aus allen Teilen des Landes zum einzigen Scooter-Deutschlandkonzert 2011 in die Hansestadt strömen. Auf 150 Quadratmetern Videoleinwand werden Baxxter, Jordan und DJ Michael Simon zu sehen sein, während die Pyrotechnik kracht und neonfarbene Licht- und Laserstrahlen in den Nachthimmel schießen. 12 000 Karten sind schon verkauft. Jordan zeigt sich zuversichtlich: „Das wird ein richtiger Knaller.“ Welche Ausmaße die Show annehmen soll, kündigt das Plakat an, auf dem eine gigantische Lautsprechermembran in einem Stadion Feuer gefangen hat. „The Stadium Techno Inferno!“ klingt schon fast wie eine Drohung.
Beim Gedanken an tausende euphorisch zappelnde Menschen zwischen grellen Lichtblitzen leuchten dann auch die blauen Augen von Baxxter wieder auf. Die Konzerte in seiner „Homebase“ bleiben selbst nach zig Tourneen quer durch Europa und den Rest der Welt etwas besonderes: „Die Hamburg-Shows haben Kult-Charakter, weil sich dort die internationalen Fans verabreden. Das ist ein großes Happening.“
Körperlich glaubt sich der Wahl-Hamburger den elektronischen Exzessen immer noch gewachsen und fühlt sich sogar fitter als noch vor zehn Jahren. „Die Stimme ist das Hauptproblem.“ Wer zwei Stunden lang „Keep it up“ und „Jump that beat“ mit voller Lautstärke ins Mikrofon ruft, fordert seine Stimmbänder heraus. Im schlimmsten Fall müsse er im Krankenhaus einen „Cocktail am Tropf“ zu sich nehmen.
Künstliche Aufputschmittel haben die drei für ihre Shows nach eigener Aussage trotzdem nicht nötig. „Schön ist, dass das Thema Drogen bei uns wirklich gar keine Rolle spielt. Wir sind da eher Spießer“, sagt Simon. Die langjährige Karriere sehen sie als Beweis dafür, dass Techno auch ohne Rauschgift funktioniert. Jordan erläutert: „Wir sind jetzt 17 Jahre dabei. Daran sieht man, dass wir eine ganz gute Balance gefunden haben.“ So sehr Drogenkonsum mit der Electro-Szene verhaftet zu sein scheint, so sehr wehren sich Scooter gegen den Vorwurf von dauerhaft zugedröhntem Ravern. „Drogenkonsum bei Scooter kann ich mir gar nicht vorstellen“, meint Baxxter.
Die Jungs feiern ihre Konzerte ausgiebig und helfen dabei höchstens mit Bier, Wodka oder Energydrinks nach. „Eine Stunde vorher ist Warm-Up, da bringen wir uns in Stimmung, damit man nicht von Null auf Hundert loslegen muss“, erklärt Jordan das Prozedere vor den großen Shows. Meistens werde anschließend noch weiter gefeiert. Für diese Abende, die sich schleichend in Party-Exzesse verwandeln können, hat H.P. Baxxter ein Motto formuliert: „Der Abend gerät in Gefahr.“