Semperoper plant Übergangszeit ohne Chef

Dresden (dpa) - Die Dresdner Semperoper stellt sich nach der fristlosen Kündigung ihres designierten Intendanten Serge Dorny auf eine Übergangszeit ohne Chef ein.

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Kommisarisch soll das renommierte Haus weiter vom Kaufmännischen Geschäftsführer Wolfgang Rothe geführt werden, der diese Aufgabe schon seit dem Tod von Intendantin Ulrike Hessler im Sommer 2012 wahrnimmt. Er soll einen künstlerischen Berater zur Seite bekommen.

Sachsens Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) zeigte sich am Dienstag in Dresden zuversichtlich, einen „fähigen Intendanten in gebotener Zeit“ zu finden. Schon wenige Stunden nach der Erklärung zur Kündigung hätten sich Künstleragenturen und Bewerber gemeldet. „Ich denke mal, so unbeliebt ist diese Stelle nicht. Dieses Haus ist attraktiv und wird auch keine Probleme haben, einen fähigen Intendanten oder eine Intendantin zu finden.“ Offen sei noch, ob man erneut eine Findungskommission einsetze.

Dorny hatte am vergangenen Freitag überraschend seine Kündigung erhalten - ein halbes Jahr vor seinem geplanten Amtsantritt. Von Schorlemer hatte Dorny in einer Erklärung am selben Tag vorgeworfen, in Dresden binnen kurzer Zeit sämtliches Vertrauen verspielt und den Betriebsfrieden gestört zu haben. Dorny wiederum sah in einem Kompetenzgerangel mit Chefdirigent Christian Thielemann den Grund für das Zerwürfnis und warf diesem fehlende Bereitschaft zur Kooperation vor. Von Schorlemer widersprach dem am Dienstag nachdrücklich. Thielemann habe viele Kompromisslösungen angeboten.

Von Schorlemer zufolge war für den 26. Februar ein klärendes Gespräch mit Dorny vereinbart. Stattdessen habe sie am 16. Februar von ihm einen seitenlangen Katalog mit teilweise neuen Forderungen erhalten. Dorny habe zudem ein Ultimatum gestellt, diesem Katalog bis zum 21. Februar im Ganzen zuzustimmen. Andernfalls würde er selbst fristlos kündigen. Selbst eine Bitte um Fristverlängerung habe Dorny nicht beantwortet und deshalb am 21. Februar seine fristlose Kündigung erhalten. Zwei Verlobte sollten sich besser früher trennen, wenn sie nicht zueinander passten, erklärte die Ministerin.

Christian Thielemann, Chefdirigent der Staatskapelle, beschrieb die Trennung von Dorny als unausweichlich. Alle am Hause seien „dankbar und froh, dass diese Situation so gelöst worden ist“. Andernfalls hätte sich ein „Explosionspotenzial“ angesammelt. Nach der Entscheidung sei in der Oper Erleichterung spürbar gewesen. Die Probleme seien offenkundig nicht zu lösen gewesen.

Thielemann schilderte ausführlich seine ersten Begegnungen mit Dorny. Man habe sich über „feine Weine“ unterhalten, es sei „allerliebst“ gewesen. Aber schon bald habe er gemerkt, dass es im Hause knirsche. Ihm sei klar geworden, dass es auch seinem Orchester an den Kragen gehen sollte. Von Machtkämpfen und Kompetenzgerangel könne aber keine Rede sein: „Es hat von mir nicht eine einzige Rangelei gegeben.“