Spin Doctors auf Visite in Deutschland
Berlin (dpa) - Bei einem Evergreen wie „Two Princes“ von den Spin Doctors spielt es eigentlich keine Rolle, wie alt oder von wem er ist. Es geht um einen Jüngling, der seine Herzensdame erobern will.
Er (arm, aber sexy) muss gegen einen Konkurrenten (reich, aber schlicht) antreten.
Die Story funktioniert, seit Menschen einander Geschichten erzählen. „Es ist toll, ein Lied geschrieben zu haben, dass immer noch so viele Leute glücklich macht“, sagt Sänger Chris Barron heute über „Two Princes“. Gleichzeitig freut sich der Frontmann darüber, dank dieses Songs nie wieder einer geregelten Arbeit nachgehen zu müssen. Dabei war es keineswegs vorhersehbar, dass der Titel zum meistgespielten Song des Jahres 1993 werden würde.
„Die Leute wussten damals nicht so richtig, wo sie das Lied hinstecken sollten“, erinnert sich Barron. „Es ist ja weder Rock noch Pop, die Struktur ist ziemlich seltsam und das Thema war auch nicht so angesagt“. Die amerikanischen Radiostationen wollten die Single beim ersten Erscheinen 1991 deshalb auch gar nicht spielen. So entschied sich die Band, „Little Miss Can't Be Wrong“ nachzuschieben, eine gefällige, gradlinige Rocknummer mit „Sweet Home Alabama“-Anleihen und klarem Refrainteil. Dank des Achtungserfolgs dieser Single brachten die Spin Doctors „Two Princes“ 1993 erneut auf den Markt. Das Album „Pocket Full Of Kryptonite“ verkaufte sich im Zuge dieses Megahits und seiner Mitsingzeile „Just go ahead now!“ - drei Jahre nach der Aufnahme - weltweit zehn Millionen Mal.
Verkraftet haben die vier Spin Doctors diesen Erfolg eher schlecht als recht. „Wir haben viel gestritten damals, wie in einer Ehe“, erzählt der inzwischen leicht ergraute Sänger (Jahrgang 1968) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Es sei „um dies und das“ gegangen, etwa um Titellisten bei Konzerten. „Vielleicht waren wir zu demokratisch“, überlegt Barron, „und wir hätten uns auf alle Fälle mehr Freizeit gönnen müssen damals“. Das ständige Leben „on the road“ habe die Gruppe seinerzeit zermürbt, und so kam es, dass Barron ab 1996 der einzige Spin Doctor der Urbesetzung war. Als erster ging 1994 Gitarrist Eric Schenkman, Bassist Mark White und Drummer Aaron Comess folgten zwei Jahre später. Mit neuer Mannschaft hielt Barron bis 1999 durch, dann lagen die Spin Doctors auf Eis.
Die Reunion kam 2001 so unerwartet wie spontan. Ein einziger gemeinsamer Auftritt anlässlich einer Konzerthallenschließung in ihrer Heimatstadt New York reichte, um die vier wieder auf Dauer zusammenzubringen. Seitdem touren sie hin und wieder, 2005 gab es sogar ein neues Album. „Nice Talking To Me“ erschien allerdings nur in den USA und wurde in Europa trotz seiner musikalischen Nähe zu „Kryptonite“ nur von harten Fans wahrgenommen. Die Spin Doctors sind heutzutage keine kommerzielle Größe mehr, sondern das, was sie immer waren: Eine großartige kleine Rockband. 2012, so verrät Barron, soll es aller Voraussicht nach auch wieder eine neue Platte geben. Blues soll es diesmal sein, wie in den Anfangstagen 1988.
Doch bevor es soweit ist, kommen die Spin Doctors nach Europa, um das 20. Jubiläum von „Pocket Full Of Kryptonite“ auf der Bühne zu feiern. Das komplette Album soll live dargeboten werden. Wenn sich die Band an die Trackliste der CD hält, dürfe der Stimmungshöhepunkt bei Titel sieben, ihrem Evergreen, erreicht sein. Aber vielleicht gibt es „Two Princes“ ja am Ende noch einmal als Zugabe.
Termine:
21.01.2012 Aschaffenburg, Colos-Saal 22.01.2012 Köln, Gloria 25.01.2012 Hamburg, Fabrik 26.01.2012 Berlin, Columbia Club 27.01.2012 Erfurt, Club Centrum 28.01.2012 Memmingen, Kaminwerk