Star-Gitarrist John McLaughlin jazzt noch mit 70
London (dpa) - Die Karriere von John McLaughlin ist lang und vielfältig. Kaum ein anderer Jazz- und Rockgitarrist hat sein Gitarrenspiel während seiner Laufbahn so oft neu definiert wie der in eine Musikerfamilie geborene Nordengländer.
Während McLaughlins Stil und seine Co-Musiker im Laufe der Jahrzehnte häufig wechselten, blieb eines stets konstant: sein Status als hochvirtuoser Stargitarrist, der sein Instrument perfekt beherrscht. Am 4. Januar feiert die lebende Jazzlegende („Birds of Fire“) 70. Geburtstag.
Laut „Rolling Stone“-Magazin bezeichnete der englische Rockgitarrist Jeff Beck ihn als „den besten lebenden Gitarristen“. Heute noch geht McLaughlin auf Tournee und spielt auf den ganz großen Bühnen, wie etwa im Juli 2011, als er in der Schweiz gemeinsam mit Musik-Ikone Carlos Santana das traditionsreiche Montreux Jazz Festival eröffnete.
McLaughlin spielte bereits mit Musiklegenden wie Jimi Hendrix. „Ich traf Jimi ein paar Mal“, sagte der Musiker unlängst im Interview mit der „Huffington Post“. „Er brachte frischen Wind in die Welt, besonders in die Gitarrenwelt.“ McLaughlin beschreibt sich selbst als „Kind der Sechziger“, das unter verschiedenen musikalischen Einflüssen aufwuchs. Sein erstes Soloalbum, „Extrapolation“, nahm McLaughlin 1969 auf, sein bisher letztes, „To the One“, im Jahr 2010.
Doch am bekanntesten ist McLaughlin bis dato wohl für sein Wirken Anfang der 70er Jahre mit seiner legendären Gruppe Mahavishnu Orchestra, einer Vertreterin der zu jener Zeit aufkommenden Musikrichtung Fusion, zu deren Begründern McLaughlins früher Mentor Miles Davis zählt. Die Musik des Mahavishnu Orchestra zeichnete sich insbesondere durch einen technisch komplexen Stil sowie indische Rhythmen und spirituelle Elemente aus und ließ McLaughlin zu einer der maßgebenden Persönlichkeiten dieses Genres avancieren.
Die Spiritualität jener Phase ging einher mit seiner Konvertierung zum Hinduismus. Wie 1972 im „Spiegel“ zu lesen war, habe er von Guru Sri Chinmoy belehrt, Drogen, Alkohol, Fleisch und Tabak abgeschworen und den indischen Namen Mahavishnu angenommen. „Gott ist der höchste Musiker; ich bin nur das Instrument, auf dem er spielt“, sagte McLaughlin einmal.
Wenig später spielte McLaughlin ausschließlich ohne elektronische Verstärkung, mit dem Projekt Shakti. Die Musik von Shakti war eine Verbindung aus Orient und Okzident und gilt als Vorläufer der Weltmusik. Sie erinnerte stark an klassische indische Musik und somit war der aus Yorkshire stammende Ausnahmemusiker einer der Ersten, die indische Musik im Westen populär machten.
Viele weitere Gemeinschaftsarbeiten zieren McLaughlins langen musikalischen Weg. Man kann ihm sicher nicht vorwerfen, sich je mit dem Erreichten zufriedenzugeben zu haben, da er stets neue Wege beschritt und sich auch in nächster Zukunft nicht auf dem erlangten Erfolg ausruhen wird. Anfang 2012 geht der Gitarrist, wie er auf seiner Website vermeldet, auf eine „Remember Shakti“-Tournee durch Indien. Im selben Jahr wird er mit „The 4th Dimension“, einem seiner jüngsten Gemeinschaftsprojekte, durch Europa touren.
„Mir geht es sehr gut. Ich bin sehr beschäftigt, aber das ist schon in Ordnung“, sagte McLaughlin der „Huffington Post“. „Das mag ich mehr als Däumchen drehen.“