Taylor Swift: Das nette Mädchen mit der Gitarre

Las Vegas (dpa) - Ganz Enthusiastische verglichen sie am Sonntagabend sogar mit Elvis Presley. Eine junge Frau namens Taylor Swift ist derzeit das beste und erfolgreichste, was der amerikanische Musikmarkt zu bieten hat.

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Nicht nur, dass sie in Las Vegas ihren 20. Billboard Award gewann und damit mehr als jeder andere. Sie liefert einen Hit nach dem anderen, sorgt mit ihren Videos für Download-Wellen, wechselte erfolgreich ihr Image und hat es sogar auf das Titelbild der „Time“ geschafft. Und das alles mit 25.

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Die Billboard Awards gibt es seit 1989. Taylor Swift auch. Und die Zahl scheint eine gewisse Magie für die Amerikanerin zu haben, immer wieder betont sie sie und ihr letztes Album heißt schlicht „1989“. Als es im Oktober auf den Markt kam, wurden in der ersten Woche fast 1,3 Millionen verkauft. „1989“ wurde in den USA das Album des Jahres, verkaufte sich prächtig auch in Kanada und Europa und machte Swift zur erfolgreichsten Künstlerin seit drei Jahrzehnten: Whitney Houston liegt nur noch hauchdünn vor ihr.

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„The Power of Taylor Swift“ hatte die Titelstory des „Time“-Magazins geheißen. Power kann man mit Kraft, aber auch Macht übersetzen. Da hatte sie sich gerade mit dem aus ihrer Sicht knauserigen Streamingdienst Spotify angelegt und diesen wichtigen Markt schlicht ignoriert. „1989“ verkaufte sich trotzdem besser als jede andere Platte der vergangenen zehn Jahre.

So steht „Taylor Swift“ mittlerweile auch weniger für eine Person, mehr für einen Markennamen, ein Unternehmen; straff geführt und brillant vermarktet. Taylor Swift ist fast 1,80 Meter groß und Vollprofi, trotzdem sieht sie immer noch aus wie das nette Mädchen mit der zu großen Gitarre. Sie will doch nur spielen! Eingängige Musik mit dem Sauberimage einer jungen Frau - das Prinzip Helene Fischer funktioniert auch im Großen.

Der Schlüssel zum Erfolg war aber, dass sich die offiziell oft noch als Countrysängerin geführte Swift aus dem Nischenmarkt der Westernmusik verabschiedete und Pop macht. Normalerweise bestreiten Künstler so etwas und beteuern, sie würden ihre musikalischen Wurzeln nie für so etwas wie, igitt, Mainstream aufgeben. Doch Swift nannte „1989“ ganz selbstbewusst-ehrlich ihr „erstes bestätigtes Popalbum“. Plötzlich kann sie Welttourneen machen und in Tokio abräumen - nicht gerade die Welt des Western.

Swift machte ihren Imagewandel auch noch per Adresse deutlich: Als 14-Jährige war sie der Musik wegen vom heimatlichen Pennsylvania nach Nashville, Tennessee, gezogen, der Welthauptstadt des Country. Im vergangenen Jahr ging sie von Nashville nach New York, ins In-Viertel Tribeca. Weiter weg von Country geht nicht.