Tote und Verletzte bei Rockfestival in Belgien
Hasselt/Brüssel (dpa) - Der Himmel verdunkelt sich, plötzlich wütet ein heftiger Sturm: Bei einem Rockfestival in Belgien sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen und rund 140 verletzt worden.
Das Unwetter zog am Donnerstagabend über das beliebte Festival Pukkelpop nahe der Stadt Hasselt. Bühnen, Zelte und Leinwände brachen über den Zuschauern zusammen. Drei Besucher kämpften am nächsten Tag noch ums Überleben. Bis zu zehn Menschen wurden schwer verletzt, der Rest leicht.
Zum Zeitpunkt des Unglücks sollen rund 65 000 Musikfans auf dem Gelände gewesen sein. Internationale Stars wie die Foo Fighters, Eminem und The Offspring standen auf dem Programm. „Pukkelpop trauert“, sagte Organisator Chokri Mahassine der Nachrichtenagentur Belga. Das ausverkaufte Festival wurde abgebrochen.
Die Toten sollen Medienberichten zufolge zwischen 15 und 59 Jahren alt gewesen sein. Unter ihnen seien keine Ausländer, sagte die Bürgermeisterin von Hasselt, Hilde Claes, am Freitag. Die Stadt liegt etwa eine Autostunde von Aachen entfernt.
Aus Respekt vor den Familien sollten zunächst keine weiteren Details über die Opfer veröffentlicht werden, sagte Bürgermeisterin Claes. Bereits am Abend nach der Tragödie waren drei Tote gemeldet worden. In der Nacht zum Freitag erlagen zwei weitere Menschen in Kliniken ihren schweren Verletzungen.
Das kurze, aber heftige Gewitter brachte Bühnenteile und Zelte zum Einsturz. Riesige Leinwände und tonnenschwere Metallgerüste brachen über den Festival-Besuchern zusammen. Bäume wurden entwurzelt, einer fiel auf ein Bierzelt.
„Der Himmel wurde komplett schwarz“, erzählte eine Augenzeugin in der Online-Ausgabe der belgischen Zeitung „Le Soir“. Dann seien Hagelkörner gefallen. „Es war das Ende der Welt.“ Andere Zeugen berichteten, alles sei durcheinandergewirbelt worden, Menschen seien schreiend umhergelaufen.
Das Festival hatte zunächst bei strahlender Sonne begonnen. Das tödliche Gewitter soll dann kaum 15 Minuten gedauert haben. „Das ist eine echte Windhose gewesen“, sagte Claes. „Es war zweifelsohne die schwärzeste Nacht in der Geschichte von Pukkelpop.“ Was geschehen sei, sei außergewöhnlich und habe nicht vorausgesehen werden können, sagte auch Organisator Mahassine.
In Medien war Kritik laut geworden, die Organisatoren hätten nicht ausreichend Vorkehrungen getroffen. Bürgermeisterin Claes kündigte eine Untersuchung in den kommenden Tagen an. Belgiens übergangsweise amtierender Premierminister Yves Leterme sagte, noch sei es zu früh, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Das belgische Königspaar brach seinen Urlaub in Italien ab, um die Verletzten zu besuchen.
Das Festival sei unerwartet von dem heftigen Sturm erfasst worden, sagte der Leiter der Feuerwehr in Hasselt, Bert Swijsen. Seine Männer hätten ständig in Kontakt mit den Wetterdiensten gestanden. Swijsen betonte, die Rettungskräfte hätten schnell und nach Plan reagiert. An den Notausgängen sei keine Panik ausgebrochen, dort habe es kein Gedrängel gegeben. Das belegten auch die festgestellten Verletzungen.
War das Unwetter vorhersehbar? Die Sprecherin des Königlichen Meteorologischen Instituts, Rosianne Verheyden, sagte Belga, es habe keine spezielle Warnung für Pukkelpop gegeben, lediglich eine allgemeine Sturmwarnung für Donnerstag. Der heftige Sturm sei rasant in Richtung Hasselt gezogen.
Viele Festival-Besucher hatten das überflutete Gelände bis zum Morgen verlassen. Sie wollten nicht am Ort des Schreckens bleiben. Mit Bussen und Zügen wurden sie nach Hause gebracht. Nachbarn versorgten die verschreckten und durchnässten Menschen mit trockener Kleidung, Essen und Trinken.
Es ist nicht das erste Mal, dass das beliebte Open-Air-Festival von tragischen Zwischenfällen überschattet wird. Im vergangenen Jahr hatte der Sänger der britischen Elektropop-Gruppe Ou Est le Swimming Pool, Charles Haddon, nach seinem Auftritt Selbstmord begangen. Er hatte sich von einem Pfeiler auf einen Parkplatz gestürzt. Am Tag zuvor war der Toningenieur einer anderen Rockgruppe einer Herzattacke erlegen.
Das heftige Gewitter tobte in der Nacht auch über Nordrhein-Westfalen. Starkregen und Sturmböen lösten hunderte Polizei- und Feuerwehr-Einsätze aus. Bis Freitagmorgen wurden zwischen Rhein und Weser aber keine Verletzten gemeldet.