Verhärtete Fronten im Streit um „Lady Inchiquin“
Düsseldorf (dpa) - Im Streit um die Stradivari „Lady Inchiquin“ ist die WestLB-Nachfolgegesellschaft Portigon AG zu Gesprächen mit dem Stargeiger Frank Zimmermann bereit. Allerdings seien die Fronten bei den Verkaufsverhandlungen verhärtet, hieß es am Montag in Unternehmenskreisen.
Portigon bedauerte, dass Zimmermann (49) die seit über zehn Jahren verliehene Geige mit Ablauf des Leihvertrages zurückgegeben hatte. Auf Vorschläge zur vorübergehenden weiteren Nutzung des Instruments sei der Virtuose nicht eingegangen.
Der Leihvertrag mit Zimmermann war am Sonntag abgelaufen. „Weil es der Portigon AG als Abwicklungsbank nicht erlaubt ist, neue Sponsoringverträge abzuschließen, mussten jedoch andere Wege für die zukünftige Nutzung der Violine gefunden werden“, teilte das Unternehmen mit. Die Angebote, die Stradivari aus dem Jahr 1711 längerfristig vertraglich zu mieten und sie auch diese Woche in New York zu spielen, hätten „leider nicht die Zustimmung von Herrn Zimmermann gefunden“, teilte Portigon mit.
Zimmermann (49) hatte das millionenteure Instrument nach mehr als zehn Jahren vergangenen Freitag einem Geigenbauer in Stuttgart ausgehändigt. Er reiste mit einer anderen Geige zu Konzerten nach New York.
Mit dem bisherigen Vertrag endete auch die darin vereinbarte exklusive Kaufoption für Zimmermann. Seit August vergangenen Jahres habe man intensiv mit dem Musiker verhandelt, hieß es. Trotz der festgefahrenen Gespräche sei es nach wie vor oberstes Ziel, mit Zimmermann weiter zu verhandeln.
Nach der im alten Sponsorenvertrag mit Portigon vereinbarten Regelung soll Zimmermann rund 5,8 Millionen Euro für die Geige bezahlen. Er hatte diesen Preis nach dpa-Informationen zunächst „für möglich“ gehalten. Kurz darauf habe sein Berater das Angebot aber als „vorläufig“ bezeichnet. Zwei von dem Berater vorgelegte Gutachten kamen auf einen Schätzwert von 4,9 Millionen Euro.
Ein Streit ist nun über die Mehrwertsteuer entbrannt. Zimmermanns Berater verstehe den Gutachtenwert bereits inklusive Mehrwertsteuer, hieß es. Portigon sei aber als Aktiengesellschaft verpflichtet, 5,8 Millionen als Kaufpreis anzusetzen. Auch darauf müsste sogar noch Mehrwertsteuer berechnet werden.
Portigon muss im Zuge der Abwicklung der zerschlagenen WestLB die millionenschwere Kunst- und Instrumentensammlung der einstigen Landesbank veräußern. Die NRW-Landesregierung sucht derzeit nach Möglichkeiten, die Sammlung zu sichern. Insgesamt hatte die WestLB drei wertvolle Streichinstrumente sowie rund 400 Kunstwerke gekauft.
NRW-Kulturministerin Ute Schäfer lässt derzeit prüfen, ob die Instrumente sowie die wertvollsten Kunstobjekte auf die nationale Kulturgutliste gesetzt werden. Damit dürften sie nicht mehr ausgeführt werden und ihre Verkäuflichkeit würde eingeschränkt.