Vom Kindergarten auf die große Bühne: 25 Jahre Fantastische Vier

Berlin/Stuttgart (dpa) - Die Anfänge waren eher wackelig: Auf einer selbstgezimmerten Bühne in einem ehemaligen Stuttgarter Kindergarten gaben die Fantastischen Vier am 7. Juli 1989 ihr erstes Konzert.

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„Ich kann mich noch äußerst bruchstückhaft erinnern“, sagt Bandmitglied And.Ypsilon 25 Jahre später der dpa. „Das war eine sehr improvisierte Bühne, mit ein paar aufeinandergestapelten Europaletten. Ich stand mit meinem Tapedeck da und habe die Basisbeats abgefeuert.“ Der historische Auftritt vor vielleicht 50 Gästen war das erste Konzert unter ihrem deutschen Namen. „Deshalb haben wir dieses Datum als unseren Geburtstag auserkoren.“

Ein Vierteljahrhundert später zählen And.Ypsilon, Smudo, Michi Beck und Thomas D. längst zu den erfolgreichsten Musikern des Landes: Die Fantas veröffentlichten vier Nummer-1-Alben, gewannen fünf Echos, die Goldene Kamera sowie diverse Cometen und 1Live-Kronen. Das Bühnenjubiläum wird in diesem Jahr ausgiebig gefeiert. Bereits auf der Echo-Verleihung im März spielten sie 25 Titel aus einem Vierteljahrhundert in 250 Sekunden. Im Oktober erscheint das neue Album „Rekord“, bevor es im Winter auf große Tour gehen wird.

„Die Fantastischen Vier haben große Verdienste für die deutsche Popkultur geleistet“, sagt Professor Hubert Wandjo, Business Direktor und Leiter Fachbereich Musik- und Kreativwirtschaft der Popakademie Baden-Württemberg. „Sie waren die ersten, die deutschsprachigen Hip-Hop massenkompatibel gemacht und aus der Nische in den Mainstream getragen haben.“

Was heute selbstverständlich und ein absolutes Erfolgsrezept ist - man schaue nur auf Erfolge unterschiedlicher Deutschrapper wie Kollegah, Marteria, Prinz Pi oder Max Herre - war zu den Anfangszeiten der Band ein ziemliches Novum. Bis dahin wurde fast ausschließlich auf Englisch gerappt. Und auch die vier Stuttgarter - die zuvor den Namen The Terminal Team trugen - hatten ursprünglich auf Englisch angefangen. „Unsere Entscheidung für die deutsche Sprache war damals eine pionierhafte Entscheidung“, sagt And.Ypsilon. „Wir wurden mit unseren deutschen Texten entsprechend beäugt. Das fanden alle nicht nur cool.“

Im Herbst 1992 wurden die Fantas mit ihrem ersten Hit „Die da“ dann quasi über Nacht berühmt. Für die Band war das Fluch und Segen zugleich. „Den Erfolg haben wir alle vier, glaub ich, als negativ empfunden“, erinnert sich Thomas D. jüngst in einem dpa-Interview. Ungeachtet der anderen Lieder, die sie bis dahin geschrieben hatten, seien sie auf den einen Hit reduziert worden. „Wir waren ein gespielter Witz.“

Der enorme Erfolg brachte der Band auch Kritik aus der Szene ein. Kommerzialisierung des Hip-Hops, Spaßmusik statt Sozialkritik lauteten die Vorwürfe. Doch die Zeiten sind längst vorbei: Der Frankfurter Rapper Moses Pelham, der mit seiner Band Rödelheim Hartreim Projekt einst zu den Lieblingsfeinden der Fantas zählte, unterstützte Thomas D. unlängst auf dessen letzten Soloalbum.

In den Jahren nach ihrem kommerziellen Schnellstart legten die vier jungen Männer die knallbunten Klamotten ab und spielten sich mit Songs wie „Tag am Meer“ und „Sie ist weg“ erfolgreich frei. 1999 folgt das gefeierte Nummer-1-Album „4:99“ mit dem Hit „MfG“. „Ein Song wie MfG ist ein Geniestreich, den schreibst Du nur einmal“, erinnert sich Thomas D.. Auch „Fornika“ und „Für dich immer noch Fanta Sie“ landen an der Spitze der Albumcharts. Was das Erfolgsgeheimnis ist? „Die Fantastischen Vier haben sich immer wieder neu erfunden, waren innovativ in allem, was sie getan haben“, meint Professor Wandjo. Und trotz allem seien sie authentisch geblieben.

Inzwischen leben die vier Familienväter in unterschiedlichen Ecken Deutschlands und verfolgen auch eigene Projekte. Thomas D., den es auf einen Bauernhof in der Eifel verschlagen hat, brachte bereits 1997 die Platte „Solo“ heraus. Michi Beck lebt in Berlin und bildet gemeinsam mit DJ Thomilla das Duo Turntable Rockers. Smudo wohnt in Hamburg, während And.Ypsilon in Stuttgart geblieben ist.

Doch die Fantas bleiben sich auch nach einem Vierteljahrhundert „Troy“ - wie einer ihrer Hits heißt. „Wir nennen es gerne Familie“, erklärt Thomas D.. „Wir haben so viel miteinander geteilt. Ich habe die Hälfte meines Lebens mit den Fantas, als Fanta, verbracht. So etwas verbindet auf ganz spezielle Weise.“