Was uns Helene Fischers Nominierungen über den Echo lehren

Berlin (dpa) — Mit Helene Fischer ist es ja so eine Sache — die einen finden die auf Hochleistung getrimmte Sängerin nervig, die anderen feiern sie als Retterin der Schlagermusik. Und egal, wie häufig die 31-Jährige bei einer Preisverleihung nominiert ist, allen wird es nicht immer passen.

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Zu oft? Zu selten? Die Diskussion kann man gerade schön vor der Echo-Verleihung am Donnerstag in Berlin beobachten. Helene Fischer ist nominiert, selbstverständlich. Die Verleihung ist quasi ein Heimspiel für Deutschlands Schlagerkönigin, zuletzt räumte sie ordentlich ab. Diesmal ist sie dreimal nominiert, so oft wie Popstar Adele. Einigen ihrer Fans reicht das aber nicht. Denn nach den Regeln, die bis vor kurzem bei dem Musikpreis galten, hätte Fischer vielleicht noch Chancen auf eine weitere Trophäe gehabt.

Die Echo-Awards sind so etwas wie die „Spiegel“-Beststellerlisten, so jedenfalls erklärt es Berlins Musikbeauftragte Katja Lucker. Der Echo sei - mit Ausnahme einzelner Trophäen, etwa des Kritikerpreises und des Radio-Echos - ein Verkaufspreis. „Da kann man gut oder schlecht finden, wer auf Platz eins ist. Aber es geht darum: Was haben die Menschen gekauft oder per Streaming gehört?“

Es geht also um Erfolg in Zahlen und da ist Fischer vorne dabei. Ihr Album „Weihnachten“ war laut GfK-Charts das erfolgreichste des vergangenen Jahres. Dementsprechend ist es als „Album des Jahres“ beim Echo nominiert. Dazu kommen Nominierungen in zwei (weniger wichtigen) Kategorien. Was aber fehlt: eine Nominierung im Bereich „Schlager“. Da findet man stattdessen etwa Wolfgang Petry oder Semino Rossi. Und das findet Fan Joachim Wiedner überhaupt nicht gut.

Er sei ein „riiieeeesssiiiger Helene Fan“, schreibt er. „Sie singt wunderschön, ist eine großartige Entertainerin und ihre Lieder sind ein Geschenk des Himmels.“ Er hat eine Online-Petition gestartet, weil er findet, dass sie einmal mehr nominiert sein müsste. Die „Bunte“ hatte berichtet, die Regeln seien kurzfristig so geändert worden, dass Fischers Album „Farbenspiel“ trotz vieler Verkäufe zu alt gewesen sei, um etwa noch mal im Bereich Schlager anzutreten.

Tatsächlich dürfen Alben diesmal nur zwei Jahre alt sein, um sich zu qualifizieren. Darüber sei aber bereits seit Herbst diskutiert worden, erklärte der Bundesverband Musikindustrie, der den Echo organisiert. „Farbenspiel“ sei 2014 und 2015 ausgezeichnet worden und könne nun nicht erneut gewertet werden. Die Richtlinien würden „grundsätzlich nicht für oder gegen einzelne Künstlerinnen und Künstler geändert - und vor allen Dingen nicht nach dem Ende des Bewertungszeitraums“.

Ein bisschen frischer Wind für den Echo also?

Manche Kritiker zweifeln grundsätzlich an der Vergabepraxis. „Ich persönlich halte den Echo für den falschen Musikpreis“, sagte Jörg Heidemann vom Verband unabhängiger Musikunternehmen, der die Indie-Labels vertritt und selbst einen Preis nach einem Jury-Votum vergibt. „Ob Charts ein objektives Kriterium für Neuartigkeit und Qualität sind, wage ich zu bezweifeln.“

Musikbeauftragte Lucker findet, es gebe eben unterschiedliche Wege, Preise zu vergeben. Ob man Fischer nun gut fände oder nicht - sie sei sehr erfolgreich. „Das muss man auch erst einmal schaffen.“ Diesmal geht auch nicht die Schlagerqueen als Favoritin ins Rennen, sondern Rapper Sido mit vier Nominierungen. Bei der Gala an der Berliner Messe sollen unter anderem Udo Lindenberg und Sarah Connor auftreten.

Insgesamt gebe es Tausende kleine Musikpreise, aber von der Größe wie dem Echo gebe es keine vergleichbare Auszeichnung mit einem solchen Staraufgebot, sagt Lucker. Und: Manche Leute hätten zwar eine kritische Haltung zum Echo, „aber 100-prozentig treffen sie die Leute dann alle mit Drinks in der Hand bei der Echo-Verleihung“.