„Wonderful, Glorious“: Das große neue Eels-Album
Berlin (dpa) - Nach längerer Stagnation auf hohem Niveau kehrt Mark Oliver Everett in Topform zurück. Die neue Platte seiner Band Eels ist ihre stärkste seit Jahren. Vielleicht sogar die beste seit dem bahnbrechenden Debüt „Beautiful Freak“ von 1996.
Schon der Opener von „Wonderful, Glorious“ (passender Titel für ein „wundervolles, prächtiges“ Album) versprüht eine neue Euphorie und Energie, die sich auch durch die zwölf nachfolgenden Songs zieht. In „Bombs Away“ flüstert, raunt und krächzt Everett aus der Perspektive eines Mannes, der viel zu lange „wie eine Kirchenmaus auf Zehenspitzen“ durchs Leben geschlichen ist und jetzt endlich das Maul aufmachen will. Die Musik passt kongenial zu dem düsteren, leicht irren Szenario: mit Morricone-Gitarren, Bass-Saxofon und Vibes, irgendwo zwischen Cool-Jazz und Alternative-Rock.
Nach diesem eindrucksvollen Weckruf lässt Everett den Hörer nicht mehr aus seinem Griff. Das druckvolle „Kinda Fuzzy“ erinnert an die Grunge-Pop-Kracher des legendären ersten Eels-Albums, eignet sich mit mächtigem Groove aber auch für den Indie-Dancefloor. „Accident Prone“ präsentiert den knapp 50-jährigen Frontmann als sensiblen Crooner, der seine oft künstlich aufgeraute Stimme mühelos ins Falsett kippen lassen kann. Und „Peach Blossom“ besteht zunächst vor allem aus verzerrter Gitarre und krachendem, hallendem Schlagzeug, um urplötzlich eine zarte Melodie herbeizuzaubern.
Vier Songs, vier Geniestreiche - keine schlechte Quote bis hierher. Und keine Sorge, es wird nicht schlechter, ohne dass man die Qualitäten all der tollen Stücke von „Wonderful, Glorious“ nun im Einzelnen erwähnen müsste (nun ja, vielleicht noch das herrlich swingende Gute-Laune-Lied „Stick Together“, und die herrliche Ballade „I'm Building A Shrine“, und und und ...). Während die etwas enttäuschende Eels-Trilogie „Hombre Lobo“/„End Times“/„Tomorrow Morning“ (2009/2010 innerhalb nur weniger Monate erschienen) noch nach Schaffenskrise klang, bersten die neuen Lieder vor Frische, Spielfreude und Melodienreichtum.
Everett, der sich schon vor seinen Eels-Zeiten den knappen Künstlernamen E verpasst hatte, gehört seit 20 Jahren zu den wunderbaren Käuzen der Rockmusik, und etwas kauzig ist natürlich auch das neue Album. In Deutschland und Großbritannien schafft er es mit seinen schrägen, experimentierfreudigen Popsongs regelmäßig in die Top 20 der Charts. Das wie ein Best-of-Album mit lauter neuen Liedern wirkende „Wonderful, Glorious“ dürfte da keine Ausnahme bilden. Everett ist und bleibt ein „True Original“ (Songtitel), und wer ihn als einen der relevantesten Songschreiber der modernen Rockmusik abgeschrieben hatte, sollte neu nachdenken.
Eels-Konzerte im April: 7.4. Hamburg (Große Freiheit), 8.4. Berlin (Tempodrom), 14.4. Salzburg (Republic), 15.4. Fribourg/Schweiz (Frizon), 16.4. Zürich (Volkshaus), 19.4. Graz (Orpheum), 20.4. Linz (Posthof), 21.4. Wien (Gasometer), 22.4. München (Tonhalle).