Regisseur Carney scheitert an einer wahren Geschichte

Der Film „Genauso anders wie ich“ mit Renée Zellweger beruht auf wahren Begebenheiten — gerät aber zu kitschig und weiß zu wenig mit den Stars anzufangen.

Foto: Steve Dietl/Paramount

Es ist jetzt beinahe 20 Jahre her, dass der millionenschwere texanische Kunsthändler Ron Hall ein Versprechen abgegeben hat: Um seine Frau Debbie nach einer Affäre zurückzugewinnen, würde er schlicht alles tun. Sie hatte ihn erwischt und nun wünschte sie sich, dass ihr Mann als Helfer mit ihr zur Essensausgabe im lokalen Obdachlosenheim kommt. Dort sollte er sich mit dem aggressiven Denver anfreunden, einem verurteilten Mörder und ehemaligen Häftling.

Hall erfüllte das Versprechen, das Paar freundete sich mit dem Mann an. 2006 erscheint das Buch „Same Kind of Different as Me“ über die ungewöhnliche Geschichte, einige Jahre später wird es in Deutschland als „Genauso anders wie ich“ veröffentlicht. In die hiesigen Kinos kommt nun eine blank polierte Hollywood-Verfilmung der Story mit vielen Stars — und einigen gehörigen Problemen.

Der alltagskompatible Greg Kinnear spielt unauffällig und souverän Ron, die herzensgute Debbie wird von der kaum wiederzuerkennenden Renée Zellweger verkörpert. Ihr Gesicht hat nichts mehr mit dem quirligen Allerweltsmädchen Bridget Jones zu tun, mit dem ihre Karriere durchstartete.

Djimon Hounsou spielt Denver und trägt den Film — wie aber schon in „Amistad“, „Blood Diamond“ und „In America“ weiß auch hier Regisseur Michael Carney bei seinem Debüt kaum etwas mit der Intensität und Präsenz Honsous anzufangen, das über ein paar schick gefilmte Tränen in Nahaufnahme hinausgeht. Dazu kommt Rons Vater, ein rassistischer alter Knochen, angemessen besetzt mit Jon Voight.

Sie alle spielen sich aufrichtig durch einen Film, der lebensbejahend und optimistisch seine Botschaft von christlicher Nächstenliebe, Vergebung und Toleranz über Hautfarben hinweg verkauft. Doch die Botschaft wird in überzuckerten Klischees ertränkt: Als Ron beispielsweise zum ersten Mal im Obdachlosenheim vorbeischaut, fragt er einen der Angestellten, ob man sich dort Krankheiten einfangen könne. Der Mann lächelt nur und sagt maximalgütig: „Wir versuchen hier alle anzustecken. . . Mit Liebe.“ An anderer Stelle muss Voight wortwörtlich für den Zuschauer einen Zaunpfahl schwenken und „Ich bin hier der Bösewicht!“ sagen. In einer Beerdigungsszene brandet mitten in der Kirche Applaus auf. Am Ende hat der Film aber schlicht die Wirklichkeit auf seiner Seite — genau diesen Applaus hat es nun einmal gegeben.

Schwieriger zu verkaufen sind die gesetzten Schwerpunkte in Regie und Drehbuch. Anstatt schlicht herauszuarbeiten, wie ungewöhnlich die Freundschaft des reichen Paares mit einem Sklavennachkommen in den Südstaaten ist, entscheiden sich Carney und seine beiden Ko-Autoren für eine Erweckungsperspektive: Die Halls sind die Helden, die gütigen Weißen retten den wilden Schwarzen und verteidigen ihn vor den rassistischen Weißen - eine wirklich gleichberechtigte Inszenierung der drei Figuren ist an keiner Stelle vorgesehen.

Wertung: n n n n n