Fotozentrum mit Standort am Ehrenhof
Zwei Idealisten der „Projektschmiede“ geben Impulse für ein neues Museum mit Open-Air-Kino am Rand des Hofgartens.
Wie eine Bürde schiebt das Kulturdezernat die Errichtung eines Fotozentrums vor sich her, ohne zu Potte zu kommen. Jetzt machen zwei Außenstehende, Architekt Jan Hinnerk Meyer und ehemaliger Geschäftsführer der Kunstsammlung, Hagen W. Lippe-Weißenfeld, Nägel mit Köpfen. Beide sind befreundet und betätigen sich neben ihrem Job im Architekturbüro als Ehrenamtler. Den Auftakt machten sie vor fünf Jahren mit der Übernahme des Fördervereins Kaiserpfalz, im März gründeten sie eine „Projektschmiede“ als GmbH. Ihre Vision: Ein Fotozentrum mit der Becher-Schule als „weltbekannter Marke“, auf der Basis einer Stiftung, mit Zu-Stiftungen der Fotokünstler und einem möglichen Standort am Rand des Hofgartens. In Politik und Verwaltung rennen sie offene Türen ein.
Als Vereinsvorstand der „Kaiserpfalz“ gaben sie ein Kinderbuch über Kaiserswerth heraus, organisierten die Skulptur des Bildhauers Peter Schwickerath für den Burghof und sprachen mit Max Becher, dem Sohn der Bechers. Er ist, wie die WZ berichtete, brennend daran interessiert, das kulturelle Erbe der Eltern nicht nur in der alten Becher-Schule zu pflegen, sondern auch in einer Stiftung zu bewahren.
Die Frage von Max Becher nach dem Selbstverständnis der Stadt als Kulturmetropole in Sachen Fotografie machten sie sich zu eigen. Damit tauchten sie jetzt bei Oberbürgermeister Thomas Geisel und den Dezernenten für Kultur, Bauen und Umwelt auf und weihten die Spitzen der Politik in ihre Konzepte ein. Das Echo sei überaus positiv, sagen sie.
Lippe-Weißenfeld & Meyer sehen sich als „Visionäre für ein Zentrum mit internationaler Strahlkraft“. Es geht ihnen darum, „der Düsseldorfer Fotoschule ein Zuhause zu geben, denn die Fotografie in der Stadt ist ein wahnsinniges Potenzial“. Im WZ-Gespräch erklären sie, wie man ans Ziel gelangen kann.
Hochkarätige Künstler, Städtebauer und Fachleute aus schon vorhandenen Fotozentren müssten Vorschläge machen, wie so ein Zentrum funktioniert, was didaktisch, wissenschaftlich, forschend mit den Archiven geschehen soll, was inhaltlich zu leisten sei. Nur dann gewinne man eine Vorstellung von der Größe des Zentrums.
Der nächste Schritt ist nach Meinung der Projektschmiede eine Stiftung analog zur Zero-Stiftung. „Die Archive müssen als Wissensspeicher und Schatzkammer ein Zuhause haben in einer Stiftung mit Ewigkeits-Charakter. Die Stiftung kann als An-Stiftung ans Museum Kunstpalast angedockt werden. Sie soll das Erbe auch zukünftiger Generationen aufnehmen.“
Danach könnte der internationale Wettbewerb folgen. Jan Hinnerk Meyer erklärt: „Zur Strahlkraft des Zentrums gehört eine gute Architektur. Wir werden am Wettbewerb teilnehmen. Aber die Garantie, den ersten Preis zu bekommen, gibt es nicht. Wir haben keinen Vorteil vom Wettbewerb. Uns geht es um das persönliche Engagement. Wir betreiben ein Ehrenamt.“
Der Standort sei wichtig, sofern man kein schon bestehendes Haus findet. Meyer & Lippe-Weißenfeld sehen das Fotozentrum im „Herzen der Stadt“, um es mit Kunstpalast, NRW-Forum, Tonhalle und Kunstakademie zu vernetzen. Deshalb wäre der Betriebshof des Gartenamts gerade recht. Hier könnte das Hauptzentrum für Foto, Video und Film liegen und mit einer Medienfassade als Ausstellungsfläche die Medien auch in den Ehrenhof bringen, gleichsam als neues Open-Air-Kino. Das Becher-Haus in der alten Schule Kaiserswerth wäre der „Satellit“.
Lippe-Weißenfeld hat zuvor in einem Family-Office an der Königsallee gearbeitet. Er weiß, wovon er spricht, wenn er erklärt: „Es gibt allein an der Kö 49 Family-Offices, das sind die Büros der sehr reichen Familien. Die brauchen keinen Gegenwert, die wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben, sofern es ein tolles Thema gibt. Aber da muss zuvor die klare Ansage der Stadt kommen, ein Fotozentrum zu wollen.“