Ein Fotozentrum ist ein finanzieller Kraftakt
Thomas Weski sprach im Malkasten über die Vision eines Fotografie-Zentrums in Düsseldorf.
Der Malkasten-Saal war proppevoll, als die „Projektschmiede“ und die Wirtschaftsvereinigung der CDU zur Diskussion über ein Zentrum der Fotografie in Düsseldorf luden. Hauptredner war der Fotofachmann Thomas Weski, der den Zuhörern reinen Wein einschenkte. Ein Fotozentrum sei nicht billig zu haben. Stadt, Land und Stiftungen müssten viel investieren, um das Erbe der Düsseldorfer Fotokünstler in der Stadt zu halten. Angesichts des baulichen Zustands von Kunstpalast und K20 kamen dem Referenten allerdings Zweifel.
Weski stellte beizeiten klar, dass die Düsseldorfer Fotografie mehr ist als nur die Becher-Schule, wie die Positionen von Klaus Rinke, Hans-Peter Feldmann und Katharina Sieverding zeigen. Und er machte deutlich, dass ein solches Institut nicht unbedingt in einem Museum untergebracht werden kann, weil dort der finanzielle Druck groß sei und die Forderung nach publikumsstarken Ausstellungen im Vordergrund stünden. Außerdem vermisse er spezialisierte Restauratoren, die die Pflege, Fürsorge und „Wissensproduktion“ der sensiblen Materialien garantieren.
Die Erfahrungen der Vergangenheit lehren, dass das Getty Museum sowie vermehrt kommerzielle Kunstgalerien wie Zwirner oder Hauser & Wirth Nachlässe und Archive betreuen. In Deutschland habe es lange gedauert, bis man darauf reagiert. Große Teile der privaten Sammlungen von Volker Kahmen, Wilhelm Schürmann sowie Ann und Jürgen Wilde gingen ans Getty Museum, weil sich kein deutsches Museum darum kümmerte. Erst der Photographischen Sammlung/SK-Stiftung in Köln gelang es, das Sander-Archiv zu kaufen und für die Negative und Positive der Bechers schon 1996 Kooperationsverträge abzuschließen.
Weski sieht ein Fotozentrum als Service-Einrichtung und weniger als Fotografiemuseum. Dort müsse in erster Linie geforscht, gesammelt, bewahrt, ausgestellt, veröffentlicht und vermittelt werden. Die Archive, die Vor- und Nachlässe, die Negative, Kontaktabzüge, digitale Bilddaten, Arbeitsabzüge, Korrespondenzen, Notizen, Recherchematerial, Veröffentlichungen und Fachbibliotheken sollten im Vordergrund stehen.
Ziel müsse es sein, das individuelle Werk und seinen Hintergrund in die künstlerische Fotografie in Düsseldorf, NRW und Deutschland einzuordnen und digital einsehbar zu machen. Hinzu kämen konzentrierte Ausstellungen, Vorträge und Tagungen. Der Ort der Handlung sei demgegenüber nebensächlich, ob Düsseldorf, Siegen, Essen oder Berlin.
Der Vortrag des Fachmanns wurde umrahmt von Gesprächen mit den Künstlern Katja Stuke, Laurenz Berges und Katharina Sieverding. Berges erwies sich dabei als Praktiker, der zunächst die Nachlässe in trockenen Tüchern sehen möchte. Sieverding fürchtete derweil, eine Service-Einrichtung werde der Breite ihres Schaffens nicht gerecht.