Wuppertal Tobias Zielony stellt aus: Eine Jugend, die ihr Zuhause noch sucht

Der gebürtige Wuppertaler Tobias Zielony zeigt seine Fotoarbeiten unter dem Titel „Haus der Jugend“.

Foto: Tobias Zielony und KOW, Berlin

Wuppertal. Diese Ausstellung ist für den gebürtigen Wuppertaler Tobias Zielony etwas ganz Persönliches. Und das zeigt sie schon im Titel: „Haus der Jugend“ findet in der von der Heydt-Kunsthalle statt, die denselben Namen trägt und sich wiederum in der Stadt befindet, wo Zielonys Haus der Jugend steht, in Wuppertal. Weshalb wohl auch sein Vater bei der Vorstellung der Ausstellung dabei ist. Schließlich ist auch das zentrale Thema des Fotografen Zielony die Jugend, die „oft ihr Haus noch nicht gefunden hat“.

Foto: Ralph Goertz

Bekannt geworden ist der Fotograf , der heute in Berlin lebt und 2015 im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig ausgestellt hat, in den Nuller Jahren. Damals suchte er junge Menschen auf, die sich am Rande der Städte und am Rande der Gesellschaft aufhalten, die Selbstbewusstsein und Identität in der Konfrontation suchen. Scheinbar trostlose und zugleich stolze Aufnahmen erstellte er damals in Bristol, Marseille, Rom, aber auch in ostdeutschen Städten wie Leipzig und Halle.

In der Ausstellung erinnert ein abgedunkelter Raum an diese Zeit. Zwei Diaprojektoren werfen im Wechsel Aufnahmen an die Wände. Ergänzt werden sie durch einen Super-8-Film aus dem Jahr 2002, zufällig im eigenen Fundus entdeckt. Der 44-Jährige erklärt: „Die Leute haben noch eine große Offenheit, die Dinge waren damals noch nicht so entschieden in Ostdeutschland.“

Hauptthema der fünf Räume umfassenden Ausstellung sind aber 37 Fotografien im Plakatformat, die während eines einmonatigen Aufenthalts an der Jahreswende zu 2017 in Kiew entstanden sind. Sie tragen den Titel „Maskirovka“, Maskerade. Das Wort steht für militärische Täuschung und aktuell für den verdeckten Einfluss Russlands auf die Ukraine. Überdies tragen die Abgelichteten oft Masken als Teil ihrer Inszenierung. Eine neue Erfahrung für einen Künstler, der den Austausch mit den Menschen für seine Arbeit sucht. Auch Tasia, die Zielony auf einem Workshop in Dortmund kennenlernte und die sein, durch Urlaub und Freundschaft vorhandenes, Interesse am Geschehen in der Ukraine nach den Unruhen auf dem Maidan neu entfachte, ist dank Virtual Reality-Brille nicht zu erkennen.

In einem zweiten abgedunkelten Raum zeigt eine Stop-Motion-Animation Bilder aus Kiew, die im sekundenschnellen, die Augen strapazierenden Wechsel abgespielt werden. Ein Experiment, das in den politischen Kontext der Foto-Ausstellung einführen soll.

Früher schwor Zielony auf analoge Fotografie dank verbesserter Technik arbeitet er nun mit einer Digitalkamera, kann so seine Aufnahmen direkt verschicken. Außerdem ist die Kamera extrem lichtempfindlich, was einem Künstler in die Hand spielt, dem Farben und Helligkeit besonders wichtig sind, der ohne Stativ und Blitz, aber fast immer nachts arbeitet. Für Fotos, die Dokumentation mit Kunst verbinden.

Die Ausstellung ist vom 10. September bis 14. Januar zu sehen.