Vermutungen über die Kreativen
Projekt: Denkmodelle über das Potenzial der Kulturwirtschaft in NRW.
Düsseldorf/Wuppertal. Seit eineinhalb Jahren gibt es „Creative.NRW“, den „Cluster Kultur- und Kreativwirtschaft“ (Cluster = engl. Klumpen), das die kreativen Menschen des Landes vernetzen und unterstützen soll. Ein Teil der Cluster-Arbeit ist der „Kreativ-Lotse“ Christof Schreckenberg, der bei der IHK Bochum angesiedelt ist. Er kann Kreativen etwa Ratschläge geben, welcher der 4000 Fördertöpfe in NRW für sie in Frage kommt.
Das Wirtschaftsministerium zahlt 1,8 Millionen Euro für das dreijährige Projekt, das in Wuppertal angesiedelt ist. Als Manager und Aushängeschilder wurden Christian Boros, Werber und Kunstsammler, sowie Werner Lippert, Leiter des NRW-Forums, gewonnen — beide sind Netzwerker ersten Ranges.
Zur Halbzeit des Projektes stellte Lippert am Mittwoch in Düsseldorf die Broschüre „Innovationsökologien“ vor. Ihr Autor Holm Friebe ist Volkswirt und Geschäftsführer des Netzwerkes „Zentralen Intelligenz Agentur“ in Berlin. Er geht zwar von den harten Fakten aus, dass nämlich die Kreativwirtschaft (inkl. Mode, Musik und Verlagen) in NRW in rund 50 000 Unternehmen mehr als 35 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaftet. Seine irritierend wenig überraschenden zehn Thesen, die am Ende der hochabstrakt formulierten 64-seitigen „Studie“ (Friebe) stehen, möchte der Autor aber lediglich als „Vermutungen“ verstanden wissen.
Demnach wächst die Kreativwirtschaft weiter, bleibt aber kleinteilig und stößt Innovationen in der Realwirtschaft an. Als Beispiel nennt er eine Designerin, die in Dortmunder Krankenhäusern die Raumkonzepte (Licht etc.) veränderte und so die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten verbesserte, was den Heilungsprozess beschleunigt.
Die 1000 Exemplare der Broschüre (Kosten des Projekts: 15 000 Euro) sind bereits vergriffen. Sie lässt sich aber kostenfrei aus dem Internet herunterzuladen.