Nettetal/Venlo Rückschlag für deutsch-niederländische Uni

Nettetal. · Politiker der FDP und CDU wollen trotzdem an der Idee einer Grenz-Universität festhalten.

  Marcus Optendrenk Foto: Brinkmann

Foto: Heribert Brinkmann

Die Gründung einer Europa-Universität auf der deutsch-niederländischen Grenze zwischen Venlo und Nettetal ist im Rahmen eines Pilotprojekts des Programms „Erasmus plus“ – anders als erhofft – nicht möglich. „In das Konzept passt nicht, was wir uns überlegt haben“, sagt Dietmar Brockes (FDP), Vorsitzender des Europa-Ausschusses im NRW-Landtag. Denn Idee des Projekts sei, so Beate Körner, Erasmus-Referatsleiterin beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), bestehende Kooperationen zu verstärken. Notwendig seien dafür Netzwerke aus mindestens drei Universitäten in drei verschiedenen europäischen Ländern.

Brockes und Marcus Optendrenk (CDU), Vorsitzender der Parlamentariergruppe Benelux im Landtag, hatten der Landesregierung Ende 2018 vorgeschlagen, sich mit den niederländischen Nachbarn um die Gründung einer grenzüberschreitenden Universität zu bewerben. „Dort, wo der Schlagbaum einst die Länder trennte, wollen wir die Jugend Europas zusammenbringen“, erklärt Brockes. Die beiden Politiker treiben das Projekt auf deutscher Seite voran, die Idee stammt aber vom Venloer Bürgermeister Antoin Scholten, berichtet Optendrenk: „Wir halten sie für eine Riesenchance.“ Ausgangspunkt sei eine Rede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron im September 2017. Der regte an, Europäische Hochschulen zu gründen, die einen Studienverlauf schaffen, in dem jeder Studierende auch im Ausland studieren kann, und die Orte pädagogischer Neuerung und exzellenter Forschung sind. Dass ihre Idee nach den Regelungen der EU-Kommission nun beim Förderprogramm, das sich an Macrons Rede orientiert, nicht beachtet werden kann, findet Brockes falsch. „Ich bin der Meinung, dass Macrons Gedanke nicht richtig aufgegriffen wurde“, sagt er.

Geplant ist stattdessen ein
neues, internationales Studium

Die europäischen Staats- und Regierungschefs fordern nun zwar die Förderung der Herausbildung von etwa 20 Europäischen Hochschulen bis 2024, wie von Macron vorgeschlagen – allerdings als Netzwerke in der gesamten EU, die es Studierenden ermöglichen, durch eine Kombination von Studien in mehreren Ländern einen Studienabschluss zu erwerben; also eher eine gemeinsame „virtuelle Universität“. Voraussetzung seien wie bei den meisten anderen Förderprojekten laut Körner trilaterale Beziehungen, also zwischen drei verschiedenen Ländern.

Sechs dieser 20 Hochschulen sollen schon in diesem Jahr angeschoben werden. Dafür stehen 30 Millionen Euro Fördergeld bereit, für 2020 weitere 30 Millionen, berichtet Körner. Für die Zeit danach seien die jeweiligen Haushaltsplanungen entscheidend. Die Bewerbungsfrist endet am 28. Februar. Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen hat für Antragssteller einen Förderbetrag von jeweils bis zu 10 000 Euro vom Land in Aussicht gestellt. Körner berichtet von einem großen Interesse: „Bei einer Info-Veranstaltung des DAAD im Oktober kamen mehr als 100 Interessente.“ Bislang wisse sie in NRW einzig von der Hochschule in Aachen, dass diese eine Bewerbung plane.

Brockes und Optendrenk wollen an der Idee einer Hochschule zwischen Venlo und Nettetal festhalten. „Dass die eine Förderung nicht auf das passt, was wir wollen, bedeutet nicht, dass unsere Grundidee falsch ist“, sagt Brockes. Bei der Grenzland-Konferenz Ende April/Anfang Mai solle über Möglichkeiten gesprochen werden, sagt Optendrenk. So müsse geklärt werden, wie eine Umsetzung aussehen kann: „Was muss es sein, damit es wissenschaftlich und praktisch einen Mehrwert ergibt“, so Optendrenk. Dabei müsse es sich nicht um eine neue Universität handeln; möglich sei beispielsweise ein gemeinsamer Campus mit Venlo oder Maastricht.

Dafür soll als Nächstes eine Konzeptstudie erstellt werden, kündigt Brockes an: „Es müssen zunächst Partner gefunden werden, um die Idee auf ein gutes Fundament zu stellen.“ Laut Optendrenk bereiteten die Niederländer bereits ein solches Konzept vor, die deutsche Seite stünde dafür bereit: „Der Wille ist in Venlo und Düsseldorf mit den Händen zu greifen“, sagt er. emy