Anschlag in Moskau: Starke Worte lassen nichts Gutes ahnen
Medwedew und Putin sprechen von Krieg gegen Terroristen.
Perfider geht’s kaum: An zwei Umsteigestationen der Moskauer Metro, die frühmorgens Millionen Menschen zur Arbeit bringt, zündeten Terroristen am Montag zwei verheerende Sprengsätze. Beide am Körper von scheinbar harmlosen Frauen verborgen. Beide zur Explosion gebracht mit einem Allerwelts-Handy. Die Ermittler glauben, die Handschrift zu kennen: Tschetschenische Terroristen.
Dass im Nordkaukasus ein blutiger Unabhängigkeitskrieg geführt wird, obwohl offiziell russische Truppen vor einem Jahr Tschetschenien verlassen haben, gehört zu den Nachrichten, die in der Regel nicht bis zu den gewöhnlichen Russen durchdringen. Auch nicht, dass weiterhin russische "Sicherheitskräfte" vor Ort agieren und jüngst Dutzende von islamistischen Extremisten getötet haben.
Und schon gar nicht, dass daraufhin die Separatisten vom Kaukasus geschworen haben, ihren Krieg ins Herz Russlands zu tragen. Vermutlich nicht von ungefähr wählten die Drahtzieher der Anschläge vom Montag die Metro-Station Lubljanka als ein Ziel ihres Attentats. Im Lubljanka-Gebäude, der früheren Zentrale des sowjetischen Unterdrückungsapparates KGB, hat heute der Geheimdienst FSB seinen Sitz, der den russischen Kampf im Kaukasus steuert.
Die Menschen in der Zehn-Millionen-Metropole waren am Montag zunächst verunsichert. Der Schock vom folgenschweren Anschlag auf den Newski-Express Moskau-St.Petersburg im vergangenen November sitzt noch tief. Am Mittag sprach dann Russlands Führung starke Worte. Präsident Medwedew kündigte an, die Streitkräfte würden "ohne Zögern und bis zum Ende den Krieg gegen den Terror führen". Premier Putin versprach, die Terroristen würden "ausgelöscht".
Kein falsches Mitleid mit menschenverachtenden Terroristen - aber was da aus dem Kreml verlautet, lässt nichts Gutes ahnen. Mit einem erneuten Einmarsch russischer Truppen lässt sich nicht heilen, was den Menschen in den Kaukasusrepubliken jahrzehntelang an Menschenrechtsverletzungen zugefügt worden ist. Krieg als Mittel der Politik ist in unserer Zeit untauglich. Das sollte man inzwischen auch in Russland ahnen. Immerhin hat der letzte Tschetschenien-Krieg, der erst 2009 zu Ende gegangen ist, rund 13000 junge russische Soldaten das Leben gekostet.