Meinung Bildungschancen: Es gibt noch vieles zu tun
Wenngleich Medienvertreter sich mithin schwertun, einfach einmal einen Erfolg anzuerkennen, so muss man diesen sicherlich würdigen: Es ist ein positives Signal, dass Eltern in NRW wie bundesweit die Bildungschancen von Kindern als gerechter bewerten, als das noch vor Jahren der Fall war — steckt den Deutschen das düstere Kapitel der Pisa-Studie, die zum Synonym für eine deutsche Bildungsmisere geworden ist, noch immer tief in den Knochen.
Begriffe wie „Prekariat“, „bildungsferne Schichten“ und „Migrationshintergrund“ gingen Sozialwissenschaftlern in den vergangenen Jahren wie selbstverständlich über die Lippen. Oft verstärkten sie dabei oder schufen sogar erst soziale Stigmata, die mit der Macht der Sprache ihr Übriges taten, um etwa Kindern aus Einwandererfamilien Bildungschancen zu verbauen.
Die positiven Umfrageergebnisse zeigen, dass Deutschland in vielen Belangen seines Schulsystems auf einem guten Weg ist. Doch ist Chancengleichheit nicht nur Aufgabe der Politik, sie ist eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung. Noch immer hängt es stark von den Einkommensverhältnissen der Eltern ab, welchen Weg ein Kind einschlägt und welche Schullaufbahn es nimmt. Dies zeigt allein schon das boomende Geschäft von Nachhilfe-Instituten, auf die ein gerechtes Schulsystem eigentlich nicht angewiesen sein sollte.
Ebenso unbestritten ist ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad der Eltern und dem schulischen Erfolg ihrer Sprösslinge, da Kinder aus Akademikerhaushalten häufig mehr geistige Anregungen für ihre Entwicklung erhalten. Auch, wenn Mandarin und Cellostunden für Sechsjährige inzwischen schon zu einem beliebten Angriffsziel für Satiriker verkommen sind. Constantin aus Düsseldorf-Oberkassel, Vater Oberstudienrat, Mutter Anwältin, wird voraussichtlich eher sein Abitur machen als Ahmed aus Duisburg-Marxloh, dessen Eltern ein Kiosk betreiben — ungeachtet seiner Fähigkeiten. Dies zu ändern, bleibt eine Herausforderung.