Das Weltklima ist ein schweres Schwungrad
Die Klimaforscher müssen die Menschen informieren!
Wenn im Bürogebäude zu oft Brandschutzübungen durchgeführt werden, nehmen die Angestellten die Sirene nicht mehr ernst. Der Weltklimarat hat in der Vergangenheit wohl zu oft und zu laut Alarm gerufen für den Gegenstand, um den es geht. Denn das Weltklima ist ein schweres, globales Schwungrad.
Der Meeresspiegel steigt, das ist bewiesen. Aber im Millimetertempo. So langsam schmelzen auch die Gletscher. Es wird wärmer. Ja. Aber nicht an der Nordsee, im letzten Urlaub. So denken viele. Es sind bei diesem speziellen Alarm sozusagen weder Rauch noch Feuer zu sehen, und die Aussage, dass es trotzdem schon längst brennt, erscheint den Menschen wenig plausibel.
Deswegen, und weil jede Veränderung ökonomische, politische und soziale Kräfte kostet, haben es die Lobbyisten des „Weiter so“ leicht. Wenn dann noch, wie einst geschehen, in den Klimaberichten Fehler und Manipulationen festgestellt werden, ist endgültig alles klar. Noch jeder kann einen Wahlkampf gewinnen, wenn er sagt: Wir machen den Klimaquatsch nicht mit. Erstens, weil wir die Arbeitsplätze brauchen, und zweitens, weil wir nicht die einzigen sein wollen, die sich einschränken. So verhält sich die Politik, im Zweifel auch die angeblich so vorbildliche deutsche. Siehe die Debatte um die EU-Abgaswerte für Autos. Erst recht die USA.
Es ist schon komisch, dass sich gerade US-Außenminister John Kerry jetzt so alarmiert zeigt über den Klimabericht. Denn er ist Repräsentant eines Landes, das pro Kopf am meisten CO2 von allen ausstößt und jede wirksame globale Klimapolitik bisher verhindert hat.
Im Moment blockieren sich alle gegenseitig bei den Weltklimakonferenzen. Zehntausende von Experten reisen durch die Welt, um der Schnecke Klimaschutz beim Fort- und Rückschreiten zuzusehen. Dieses Jahr trifft man sich in Lima, nächstes Jahr in Paris. Dort gibt es die für lange Zeit letzte Chance, ein verbindliches Abkommen zu erzielen. Zu erwarten ist jedoch nicht, dass die Staaten aus dem neuen Bericht mehr entnehmen werden, als aus den früheren.
Die Klimaforscher müssen trotzdem weitermachen, denn einer muss die Daten sammeln und die Menschen immer wieder möglichst nüchtern informieren. Bis sie hören. Oder eben fühlen.