Der Kunde und der Handel brauchen Anreize
Die Städte müssen wieder attraktiver werden
Düsseldorf. Auf den deutschen Handel wartet eine Herkulesaufgabe. Er muss künftig zweigleisig agieren.
Unternehmen, die auf Dauer überleben wollen, müssen ihr Angebot sowohl im Internet als auch in den Geschäften präsentieren. Der Kunde fordert diese Flexibilität. Und nicht nur das: Er will günstige Angebote, viel Auswahl und unterhalten werden.
Nur dann kauft er. Die meisten Konzerne haben mit der Umstellung längst begonnen. Sie setzen auf große Einkaufszentren und eröffnen nur noch dort eine Filiale, wo der Standort auch genügend Anreize bietet.
Diese Strategie sorgt allerdings dafür, dass in vielen Städten einige Bezirke mit immer mehr Leerständen zu kämpfen haben. In strukturschwächeren Kommunen sind in manchen Straßenzügen sogar fast alle Ladenlokale verwaist. Um dem entgegenzuwirken, werden viele Geschäfte in Büroräume verwandelt.
Das ist zumindest besser als Leerstand. Diese Maßnahmen sind allerdings zu kurz gedacht. Durch die Ansiedelung von Büros verliert der Ort noch mehr an Attraktivität. Es fehlt die Laufkundschaft. Auch die wenigen noch verbliebenen Geschäfte werden schließen.
Die Städte müssen umdenken, sich eventuell zusammenschließen, um ihre Standorte attraktiver zu machen — für den Kunden und somit für den Handel. Nur so können sie Abwanderungen auf die grüne Wiese oder in andere, beliebtere Kommunen verhindern. Natürlich wird das Geld kosten, das viele Städte angesichts fast leerer Kassen kaum aufbringen können.
Zumal das Land ihnen immer mehr Lasten — zum Beispiel durch die anstehende Inklusion, das gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern — aufbürdet.
Alleine können die Kommunen diese notwendigen Aufgaben nicht stemmen. Sie benötigen Hilfe. Vom Land ist nicht viel zu erwarten, es kämpft selbst gegen eine hohe Überschuldung. Bundesweite Solidarität ist gefragt, damit die Städte in NRW nicht noch mehr an Attraktivität verlieren.
Und es ist in diesem Zusammenhang auch kein Tabu, laut über eine gerechtere Umverteilung des Solidaritätszuschlags nachzudenken. Schließlich wurde er ins Leben gerufen, um einer strukturschwachen Region wieder Leben einzuhauchen.