Hoffnung für die britische Monarchie
Ein Baby bringt den Wandel
Nichts und niemand hat die britische Monarchie so schnell gefestigt wie ein 3800 Gramm schweres Baby in Windeln: Mehr als 90 Prozent der Briten sind heute der Meinung, dass ihr Königshaus auch in 50 Jahren noch existiert. Selbstverständlich ist das nicht — nach dem Tod von Lady Diana haben Historiker schon das nahende Ende der Monarchie prophezeit. In der großen, nationalen Baby-Euphorie schwingt so auch die Hoffnung mit, dass die jungen Royals die Tragödien der Elterngeneration vergessen lassen. Endlich ein Happy End fürs Königshaus? Noch nicht ganz!
Sieben von zehn Briten, darunter die Mehrheit der Jugendlichen, möchten Königin — und bald König — keinesfalls durch ein gewähltes Staatsoberhaupt ersetzen. Das klang vor kurzem noch ganz anders: Der Erb-Adel kam antiquiert und nutzlos daher. Es war die Scheidung von Diana und Charles, die das Königshaus als funktionsuntüchtig bloßgestellt hat. Erst die Hochzeit von Kate und William und nun die Geburt ihres Sohnes kittet das Verhältnis der Briten zu ihrem Souverän.
Die Mehrheit findet allerdings auch, dass die Institution frischen Wind braucht. Prinz Charles, der langsam ins Rentenalter kommt, traut sie kein Update zu. Am liebsten würden viele Briten Charles in der Thronfolge ganz überspringen und mit einem jungen „König William“ die alten Wunden der Nation aus der Diana-Ära heilen.
Wenn der Jubel über den kleinen Thronfolger demnächst verklingt, kommen die alten Fragen zurück: Was sollen die Royals im 21. Jahrhundert für ihr Land leisten? Und wenn das Königshaus sich modernisiert und volksnäher agiert, wäre es dann nicht konsequent, seine Repräsentantenrolle gleich vom Premierminister erledigen zu lassen?
Die Royals mögen ihre Titel erben, aber ihr Wirkungskreis im Land hängt allein vom Wohlwollen der Bürger ab. Dass sich nun versöhnliche Töne in diese lang und schrill geführte Debatte mischen, liegt auch an Kate und William, die moderne Maßstäbe vertreten. Keine Nanny für das Baby, kein Privatunterricht, aber eine bürgerliche Oma als Babysitter — diese Palast-Reform kommt einer kleinen Revolution gleich. Dem Volk gefällt’s: Der Windelträger bringt den Wandel.