Die CDU nach Roland Koch
Die junge Garde muss der Partei ein neues Profil geben.
Wahrscheinlich werden böse Zungen behaupten, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe der Verabschiedung von Hessens Ministerpräsident Roland Koch nur deshalb beigewohnt, damit sie sicher sein konnte, dass Koch auch tatsächlich geht. Und womöglich ist das noch nicht einmal ganz falsch.
Doch das wirklich Wichtige für Merkel und die CDU spielt sich im Wiesbadener Landtag ab. Dort regiert ab Dienstag Volker Bouffier das Land. Er ist nach David McAllister in Hannover und Christoph Ahlhaus in Hamburg binnen weniger Wochen der dritte neue CDU-Regierungschef. "Farblos" nennen einige Beobachter des politischen Lebens, was da an Stelle von Roland Koch, Christian Wulff und Ole von Beust nun an der Spitze steht. Die CDU spricht von einem Generationswechsel.
Im Hinblick auf Bouffier, der älter ist als sein Vorgänger, mag der Vergleich zwar hinken. Aber im Kern trifft er zu. McAllister und Ahlhaus sowie Stefan Mappus, der noch neue Ministerpräsident von Baden-Württemberg, stehen als Enddreißiger bis Mittvierziger für die junge Garde in der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Und auch in NRW wird sich dieser Trend fortsetzen, wenn der ehemalige Integrationsminister Armin Laschet oder Umweltminister Norbert Röttgen dort zum CDU-Chef gewählt werden wird.
Doch was ändert all das? Was wird die CDU für eine Partei sein, wenn sich die neuen Funktionsträger in ihre Ämter eingelebt haben und auch in der Bundespartei Duftmarken setzen wollen?
Am Montag haben rund 500 geladene Gäste im Schloss Biebrich in Wiesbaden einen Politiker in die Wirtschaft verabschiedet, der in seinen elf Jahren als Ministerpräsident in der Bevölkerung und in seiner Partei angeeckt ist. Roland Koch hat populistisch gegen die doppelte Staatsbürgerschaft gewettert und in der Spendenaffäre seiner Partei nicht mit "brutalstmöglicher Aufklärung" geglänzt. Aber er hat Positionen besetzt, die eine im Herzen konservative Partei besetzen muss. Deshalb wird er der CDU fehlen.
Umso größer ist die Herausforderung für die sogenannte junge Garde um Ahlhaus, McAllister und Mappus. Sie muss der Partei ein neues, konservatives und modernes Profil geben - und Angela Merkel muss sie machen lassen.